Das Werk der Gerechtigkeit

Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für immer. (Jesaja 32,17)


Wie dringend solch ein Satz in dieser Zeit wieder ist, in diesen Tagen, heute. Wie umkämpft die Gegend ist, aus der diese Texte stammen. Jesaja schreibt dort (wie so oft) vom ersehnten Friedensreich, vom Reich Gottes, das er unter uns Menschen aufrichten wird, indem er seinen Geist ausgießt. In diesen Tagen sehen wir leider wieder deutlich, was es bedeutet, wenn das fehlt, wenn Gottes Geist nicht die Geschicke der Menschen leitet, sondern nur in traurigen Herzen zuhause ist, in Menschen, die diesen Hass nicht wollen und sich wünschen, dass alles anders ist, dass es endlich aufhört. 

Sicherheit, Ruhe und Frieden, schreibt Jesaja, kommen aus der Gerechtigkeit, man kann diese Begriffe nicht trennen. Friede, der nicht durch Gerechtigkeit aufgerichtet wurde, ist eine schlimme Täuschung; Ruhe und Sicherheit, die nicht durch Gerechtigkeit hergestellt wurden, sind ein Trug. Ein römisches Sprichwort sagt: "Willst du Frieden, so rüste dich zum Krieg!" So funktioniert das politisch-strategische Denken bis auf den heutigen Tag, aber wirklicher Friede kann das nicht sein, Friede im umfassenden, erfüllenden Sinn, in dem Sinne, in dem in der Bibel davon die Rede ist, kann das nie sein. Der Friede sucht unentwegt nach der Gerechtigkeit und wenn er sie nicht finden kann, dann verfinstert sich sein Gesicht; sie gehören in der Botschaft Gottes untrennbar zusammen.

Friede ist, heißt es bei Jesaja, ein "Werk": ma´aseh (Arbeit, Tat, Werk). Er ist nicht einfach nur die Abwesenheit von Konflikten. Hierzulande reden wir gerne davon, dass wir seit 70 Jahren Frieden haben und meinen damit, dass wir seither keinen Krieg hatten. Das ist natürlich erfreulich und niemand würde es anders haben wollen, aber das meint das Wort (schalom) nicht. Nein, der Friede meint das Werk des Geistes Gottes im menschlichen Herzen und im menschlichen Miteinander, und bezieht den Menschen als Gottes Partner vollauf mit ein: der Mensch muss tun, was Gott ihm ins Herz gibt und wohin er ihn zieht! Wenn er sich verweigert, kann kein Friede in ihm leben. Wenn er nicht die Gerechtigkeit für die Menschen sucht, kann kein Friede zwischen ihnen atmen. Wie oft grollt und bebt es in unserem "kriegsfreien" Land? Wie viel Hass und Zorn gären hier? Wie fragil ist das, was wir als "Frieden" betiteln?

Jesaja nennt Ruhe und Sicherheit den "Ertrag" der Gerechtigkeit. Ertrag (abodah) ist ein Begriff aus der Landwirtschaft, es ist das, was das bestellte Land einem gibt. Diese hohen Güter (Ruhe und Sicherheit) müssen wachsen wie der Ertrag des Feldes. Sie stellen sich nicht von selbst ein, nicht von Jetzt auf Gleich, und erst recht können sie nicht herbeigebombt oder per Besatzungsmacht installiert werden. Sie wachsen durch geübte Gerechtigkeit, durch gelebte Rechtschaffenheit, durch Werke der Liebe am Nächsten, ganz gleich, ob innerhalb der Familie, in der Fußgängerzone, an der Supermarktkasse, am Arbeitsplatz, in Gremien, Kongressen oder Parlamenten. Wer glaubt, das sei die naive Philosophie für die Religion und habe in der Politik nichts verloren, der wird - damals, heute und in Zukunft - auf bittere Weise eines Besseren belehrt werden, zum Leidwesen jener Menschen, die ihm untergeben sind. 




Du aber, Herr, du willst zu uns sprechen und in uns wirken und Deinen Frieden in uns lebendig sein lassen. So heißt es: Wenn ihr wisst, dass Jesus Christus gerecht ist, so erkennt ihr: Wer die Gerechtigkeit tut, der ist aus ihm geboren. (1Joh 2,29) Denn der gerechte König, den Jesaja angekündigt hat, der ist zu uns gekommen. Und oft fragen Menschen, was er denn ausgerichtet habe. Er hat so viel ausgerichtet, aus dem wir leben können! Er hat so viele Menschenherzen besänftigt, die von ihrem Hass und ihrem Groll abgelassen haben und das Schlechte nicht mehr wollen. Er hat so viele Deiner Kinder getröstet in bitteren Zeiten und in Kriegen. Er hat so vielen Hoffnung gemacht, all dem Übel zum Trotze die Gerechtigkeit und den Frieden zu suchen. Das möchten wir tun, das möchten wir sein, dort, wo wir sind: Täter der Gerechtigkeit und Friedensstifter und ein Licht in dieser Welt. Schenke uns Deinen heiligen Geist dafür und eines Tages, da vollende, was Du angefangen hast. Amen 



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