Des Verderbens Sohn

Erinnert ihr euch nicht daran, dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war?
Und ihr wisst, was ihn noch aufhält, bis er offenbart wird zu seiner Zeit.
Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit; nur muss der, der es jetzt noch aufhält, weggetan werden,
und dann wird der Böse offenbart werden. Ihn wird der Herr Jesus umbringen mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt.
(2. Thess 2,5-8)

Zu der Zeit dieses Briefes verstanden Paulus und die Adressaten in Thessaloniki unter dem "Sohn des Verderbens" (wie es einige Verse zuvor heißt) das Römische Machtsystem bzw. den Römischen Kaiser, der die Christen verfolgte und sich selbst zum Gott erhob (Vers 4).
Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, der Reformation, sah man in diesen Texten dann den Papst und die Römisch-Katholische Institution skizziert.
Im Dritten Reich konnten Gläubige den Führer und seine mordende Staffel darin erkennen, hinter dem Eisernen Vorhang das gottlose System, und bis heute in diktatorischen und fundamentalistischen Staaten oder Kräften den Menschen der Bosheit abgebildet sehen.

Denn die Schrift ist, wie so oft, zeitlos und was sie sagt ist nicht an eine Historie gebunden, sondern zeigt und bestätigt sich immer wieder. So sagt der Prediger Salomo:
Was geschehen ist, eben das wird hernach sein. Was man getan hat, eben das tut man hernach wieder, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne.
Geschieht etwas, von dem man sagen könnte: "Sieh, das ist neu"? Es ist längst vorher auch geschehen in den Zeiten, die vor uns gewesen sind. (Pred 1,9.10)
Die Gaderobe mag sich ändern, aber das Wesen ist dasselbe, und was die Schrift oft personifiziert darstellt, ist nicht bloß eine fixe Person, sondern sind letztlich Kräfte; wie denn auch der Text sagt das Geheimnis der Bosheit.

Ob es eine kaiserliche Krone trägt, eine Priesterrobe, braune Hemden oder schwarze Flaggen führt, ist egal, es ist der gleiche Abgeist, der den Führern und ihren Lakaien eingegossen wurde, wie es bei Thessalonicher heißt:
Der Böse aber wird in der Macht des Satans auftreten mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundern
und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, dass sie gerettet würden. (Verse 9 & 10)

Der das Geheimnis der Bosheit noch aufhält, wie der Brief sagt, das ist der Heilige Geist, der durch das Gewissen noch hemmt. Dieser wird weggetan, sodass sich das Böse offenbart.
Das Geheimnis der Bosheit ist simpel, es ist die Verführung. Sie schläfert nach und nach das Gewissen ein, macht Zeichen und Wunder, damit das Gemüt sich öffnet und die Irrlehre eingeflößt werden kann.
Die Bibel spricht vom Essen oder Trinken, vom Einverleiben, wie es schon im Garten in Eden illustriert ist:
Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,
sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. (Gen 3,4-6a)
Also isst man, verleibt es sich ein und tut, wie die Schlange (das ist die böse Wurzel) einem sagt.
So wird auch heute in jungen Herzen Feuer entzündet, dass sie morden und schlachten, sich selbst töten und noch Märtyrer nennen, auf die ein Jubel gehalten wird.

Wir dürfen Hoffnung haben! Denn nicht nur der Böse aus diesem Text bleibt hinter verschiedenen Gaderoben immer gleich, sondern auch sein Richter, der ihn mit dem Hauch seines Mundes töten wird.
Und für die Feuerwerker wird es die versprochene Wonne nicht geben, sondern ein böses Erwachen, die Erkenntnis, dass man in die Irre gegangen ist und sein Leben vertan hat.
Auch dies ist nur ein Gewitter, auch dies zerfällt zu Staub wie alles andere, und am Ende muss jeder unverfälscht in den Spiegel blicken.

Lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens. (Vers 3)

Warum der Abfall kommen muss? Aus dem gleichen Grund, wie im Garten Eden: dass Gut und Böse erkannt werde. Und damit man am Widerstand wächst und sich darin bewährt.

Du sprichst: Reich bin ich, habe genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, im Feuer geläutert, dass du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und nicht nackt bloßgestellt werdest, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest. (Off 3,17.18)

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