Auf die Erde (Jesus und die Ehebrecherin)
Aber die Schriftgelehrten und Frommen brachten eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie mittig
und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist beim Ehebruch ergriffen worden.
Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solcherlei Frauen zu steinigen. Was sagst nun du?
Dies aber sagten sie, um ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus neigte sich und schrieb auf die Erde mit den Fingern.
Als sie fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Und er neigte sich wieder und schrieb auf die Erde.
Als sie das aber hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten voran; und Jesus blieb allein mit der Frau in der Mitte.
Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wohin sind sie, Frau? Niemand hat dich verdammt?
Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr. (Joh 8,3-11)
Die Worte des Heiligen aus diesem Text sind innerhalb und außerhalb des Christentums berühmt geworden, entbehrten aber (wie immer bei den Menschen) nicht der Debatte um ihre Bedeutung bzw. ihre Berechtigung.
Klassisch ist ein Wortgefecht, das zwei Sätze gegeneinander führt, indem einer sagt:
"Auch Jesus sagte: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!", und ein anderer erwidert:
"Ja, aber er sagte auch: Sündige hinfort nicht mehr!"
Meist ist der eine mehr oder minder von einer Anklage betroffen, der andere hingegen nicht. Und so bieten diese Verse, wie so viele in der Schrift, die Möglichkeit, sich gegenseitig mit der Wahrheit zu befeuern, um niedere Motive zu befriedigen.
Der Text selbst in ein wertvolles Stück, welches sich nur im Johannesevangelium findet, und zwischen zwei sehr bezeichnenden Texten eingefügt ist: dem Zwiespalt des Volkes (Joh 7,40-53), wo das Volk darüber streitet, wer dieser Jesus sei, und dem Ich-bin-Wort (Joh 8,12-20), mit dem Jesus bezeugt, dass er der Gottesmensch ist.
Als die Frommen und Gelehrten die Frau zu Jesus bringen, stellen sie sie in die Mitte, führen sie also vor und klagen sie an, sodass alle sie sehen. Wie die frommen Männer sie beim Ehebruch ergriffen, wäre ebenso interessant wie die Frage, wo der Mann dazu ist; denn nach dem Gesetz (Lev 20,10) sollen beide, Ehebrecher und Ehebrecherin, des Todes sterben. Doch sagt der Text es schon selbst, dass die Gelehrten ihn linken wollten und dies wollten sie vor allem mit einer Frau tun. Hier trifft passend das Wort des Nikodemus, der einige Zeilen vorher mit den Gelehrten spricht: Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkannt hat, was er tut? (Joh 7,51)
Obgleich nichts in dieser Szene stimmig ist, kommentiert Jesus die Umstände nicht, sondern schreibt auf die Erde, spricht die berühmten Worte, schreibt abermals, und trifft damit direkt ins Mark.
Viele fragen sich hier, was Jesus geschrieben habe und vermuten, er habe die Sünden der Ankläger gezeichnet. Wie auch immer, wichtiger ist, woran er sie erinnert, wenn er auf die Erde schreibt, denn es ist prophezeit durch Jeremia: Alle, die dich verlassen, müssen zuschanden werden, und die Abtrünnigen müssen auf die Erde geschrieben werden; denn sie verlassen den HERRN, die Quelle des lebendigen Wassers. (Jer 17,13) Zuvor mahnt der Prophet, dass nur Gott das Herz ergründen kann (Jer 17,9-11), und Jesus bedeutet es den Frommen damit, dass er sie ergründet. Doch tut er es nicht laut und öffentlich wie diese Pharisäer, sondern still und durchs Zeichen.
Später, bei den Ich-bin-Worten, zeigt er ihnen nochmals ihre falsche Gesinnung auf: Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; (Joh 8,15.16a)
Der Heilige bleibt mit der Frau allein, nachdem die Ankläger abgezogen sind, wieder in der Mitte, doch ist sie nun nicht mehr Angeklagte, sondern Erlöste, ein Bild auf den begnadigten Menschen vor Gericht. Dies lässt er sie selbst erkennen, indem er sie fragt: Wo sind sie, Frau? Niemand hat dich verdammt?
Sie erkennt es, sagt Niemand, Herr., und er sagt ihr, dass die Frommen letztlich sein Urteil vertreten haben: Also verdamme ich dich auch nicht. Es meint: die Täter des Gesetzes verurteilten dich nicht, also verurteilt Gott dich nicht.
Schließlich sagt Jesus ihr jenes Wort: Sündige hinfort nicht mehr, und bindet sie dadurch an sich. Denn der Satz meint nicht ihr weiteres Verhalten allein, sie wird wieder sündigen, sondern es geht um die Beziehung zwischen ihnen. Um heil zu werden braucht sie ihn, wie er im folgenden Vers sagt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8,12)
Die einstigen Ankläger und Heuchler aber sind auf der Erde niedergeschrieben.
Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht. (Ps 1,6)
und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist beim Ehebruch ergriffen worden.
Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solcherlei Frauen zu steinigen. Was sagst nun du?
Dies aber sagten sie, um ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus neigte sich und schrieb auf die Erde mit den Fingern.
Als sie fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Und er neigte sich wieder und schrieb auf die Erde.
Als sie das aber hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten voran; und Jesus blieb allein mit der Frau in der Mitte.
Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wohin sind sie, Frau? Niemand hat dich verdammt?
Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr. (Joh 8,3-11)
Die Worte des Heiligen aus diesem Text sind innerhalb und außerhalb des Christentums berühmt geworden, entbehrten aber (wie immer bei den Menschen) nicht der Debatte um ihre Bedeutung bzw. ihre Berechtigung.
Klassisch ist ein Wortgefecht, das zwei Sätze gegeneinander führt, indem einer sagt:
"Auch Jesus sagte: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!", und ein anderer erwidert:
"Ja, aber er sagte auch: Sündige hinfort nicht mehr!"
Meist ist der eine mehr oder minder von einer Anklage betroffen, der andere hingegen nicht. Und so bieten diese Verse, wie so viele in der Schrift, die Möglichkeit, sich gegenseitig mit der Wahrheit zu befeuern, um niedere Motive zu befriedigen.
Der Text selbst in ein wertvolles Stück, welches sich nur im Johannesevangelium findet, und zwischen zwei sehr bezeichnenden Texten eingefügt ist: dem Zwiespalt des Volkes (Joh 7,40-53), wo das Volk darüber streitet, wer dieser Jesus sei, und dem Ich-bin-Wort (Joh 8,12-20), mit dem Jesus bezeugt, dass er der Gottesmensch ist.
Als die Frommen und Gelehrten die Frau zu Jesus bringen, stellen sie sie in die Mitte, führen sie also vor und klagen sie an, sodass alle sie sehen. Wie die frommen Männer sie beim Ehebruch ergriffen, wäre ebenso interessant wie die Frage, wo der Mann dazu ist; denn nach dem Gesetz (Lev 20,10) sollen beide, Ehebrecher und Ehebrecherin, des Todes sterben. Doch sagt der Text es schon selbst, dass die Gelehrten ihn linken wollten und dies wollten sie vor allem mit einer Frau tun. Hier trifft passend das Wort des Nikodemus, der einige Zeilen vorher mit den Gelehrten spricht: Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkannt hat, was er tut? (Joh 7,51)
Obgleich nichts in dieser Szene stimmig ist, kommentiert Jesus die Umstände nicht, sondern schreibt auf die Erde, spricht die berühmten Worte, schreibt abermals, und trifft damit direkt ins Mark.
Viele fragen sich hier, was Jesus geschrieben habe und vermuten, er habe die Sünden der Ankläger gezeichnet. Wie auch immer, wichtiger ist, woran er sie erinnert, wenn er auf die Erde schreibt, denn es ist prophezeit durch Jeremia: Alle, die dich verlassen, müssen zuschanden werden, und die Abtrünnigen müssen auf die Erde geschrieben werden; denn sie verlassen den HERRN, die Quelle des lebendigen Wassers. (Jer 17,13) Zuvor mahnt der Prophet, dass nur Gott das Herz ergründen kann (Jer 17,9-11), und Jesus bedeutet es den Frommen damit, dass er sie ergründet. Doch tut er es nicht laut und öffentlich wie diese Pharisäer, sondern still und durchs Zeichen.
Später, bei den Ich-bin-Worten, zeigt er ihnen nochmals ihre falsche Gesinnung auf: Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; (Joh 8,15.16a)
Der Heilige bleibt mit der Frau allein, nachdem die Ankläger abgezogen sind, wieder in der Mitte, doch ist sie nun nicht mehr Angeklagte, sondern Erlöste, ein Bild auf den begnadigten Menschen vor Gericht. Dies lässt er sie selbst erkennen, indem er sie fragt: Wo sind sie, Frau? Niemand hat dich verdammt?
Sie erkennt es, sagt Niemand, Herr., und er sagt ihr, dass die Frommen letztlich sein Urteil vertreten haben: Also verdamme ich dich auch nicht. Es meint: die Täter des Gesetzes verurteilten dich nicht, also verurteilt Gott dich nicht.
Schließlich sagt Jesus ihr jenes Wort: Sündige hinfort nicht mehr, und bindet sie dadurch an sich. Denn der Satz meint nicht ihr weiteres Verhalten allein, sie wird wieder sündigen, sondern es geht um die Beziehung zwischen ihnen. Um heil zu werden braucht sie ihn, wie er im folgenden Vers sagt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8,12)
Die einstigen Ankläger und Heuchler aber sind auf der Erde niedergeschrieben.
Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht. (Ps 1,6)
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