mihi

Für mich ist es vor allem immer wieder die Erkenntnis, die einem in Erinnerung tritt und mir hilft, dass man, unwissend in diese Welt gegeben, den Lebensgeber zunächst nicht kennt, aber kennenlernen kann, und dies etwas Wunderbares ist. Die Erkenntnis, dass dieser Lebensgeber uns geliebt hat und liebt, und wir ja dadurch zur Liebe fähig werden, weil wir geliebt sind. Diese Kraftquelle ist ja gar nicht auszuloten. 

Wenn man dies erkennt, versteht man unweigerlich, dass dies allen Menschen so geht: sie sind unwissend geboren, zwar mit Sehnsucht, aber unwissend; sie leben alle zum ersten Mal und haben alle zu lernen im Leben, alle verfehlen. Sie hören alle sehr viel im Leben, was alles gut und richtig sein soll, welche Lehre, welche Kultur, welche Religion, welche Kirche, usw., und in alledem sollen sie sich zurechtfinden können, das Richtige wählen, den Ansprüchen und Vorstellungen von Menschen genügen oder entsprechen. 

Sie alle treiben drei Geheimnisse um: das Leben ansich, die Liebe und der Tod, und sie sind alle - damit alleingelassen - in der Angst, sich selbst nicht durchhalten zu können, nicht auszureichen, selbst zu vergehen und all die geliebten Menschen zu verlieren. 

Sie streben nach Glück, finden aber kein dauerhaftes, sie suchen Liebe, können aber von keinem Menschen eine vollkommene abverlangen, sie suchen Wahrhaftigkeit und Vollkommenheit, verfehlen aber immerzu gegen das eigene Ideal. Sie begehren ewiges Leben, werden es aber hienieden niemals erreichen, sie erstreben die Überwindung ihrer selbst, niemand aber wendet seine Natur oder legt sie ab. 

Dies erkennend kann ich niemandem lange unbarmherzig sein, sondern es führt zu Mitgefühl und Liebe. 

Unser natürliches Geschick, jenes, das wir vergessen, wenn wir älter werden, ist Hingabe. Wenn wir auf diese Welt kommen, sind wir zunächst lange Zeit hingegeben. Wären da nicht Menschen, die uns lieben, Hände, die uns halten, wir wären verloren. Nichtmal Glauben haben wir, oder irgendeinen Unterricht, sondern nur Hingabe. Das ist die erste und natürliche Haltung der Existenz. 

Das aber vergessen wir. Im schlimmsten Fall bis zum Ende. Denn wir sind am Ende wie am Anfang, Dem hingegeben, der uns gebildet, der uns begleitet, der uns gerufen, der uns geliebt hat, dem, der unseren Atem wieder aufnimmt, wenn wir ihn aushauchen. 

Ich liebe die Menschen. Mag ich auch manchmal schimpfen oder mich ärgern, den Kopf schütteln oder kein Verständnis aufbringen, ich liebe die Menschen. Man schimpft ja auch manchmal über mich oder ärgert sich, schüttelt den Kopf oder bringt kein Verständnis auf, und nimmt mich dennoch an. 

Ich wünsche jedem, sei es durch mein Dazutun oder durch andere, dass er oder sie Gott erkennen und diesem Pfad folgen möge, denn es ist ein guter Weg, ein lohnender, ein schöner, ein faszinierender, ein nicht auszulotender, ein lebendiger. 

Unermessliche Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes, der uns nicht verließ, als wir verloren waren in dieser Welt. 


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