Kristalle

Wenn es hier mal schneien würde, müsste ich mit Dir aufs Feld hinausgehen und Schneeflocken einfangen. Aber es schneit bislang einfach nicht. Das wäre so schön: die roten Hände aufzuhalten und zuzuschauen, wie die Flocken auf sie hinuntertanzen und wie sie sich auf der Haut sofort verwandeln - das ist nur Wasser. Oder wir blicken zum Himmel und machen den Mund weit auf und der Schnee rieselt auf unsere Gesichter, kitzelt die Wimpern, streichelt die Wangen und sammelt sich an den Ohren.
 Was man mit den Augen kaum sehen kann, es sind winzige Kristalle, filigrane Gebilde aus Eis, aus Wasser und Kälte, und jeder ist einzigartig, keiner ist wie der andere. Zu Tausenden fallen sie auf uns herunter, man sieht keinen Unterschied, und doch gibt es keinen Vergleich. Sie sind alle unvergleichlich - aber dafür muss man genau hinschauen.
 Und das mit dem Einfangen, das wird wohl nichts werden. Wie sie geworden sind, durch das Zusammenspiel der Elemente, durch die Hand eines Künstlers, so schnell vergehen sie wieder und man kann sie nicht festhalten. So besonders und so teuer.
 Aber das sind nur meine Gedanken, Dich kümmert das nicht. Du stehst da und freust Dich und lachst, mit roten Wangen und leuchtenden Augen, wie tausende andere Kinder ... und doch gibt es keinen Vergleich.

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