Eine Metapher

Als er mit einem tiefen Knarren altgewitterter Scharniere die holzige Tür seiner Kate öffnete, drang der eisige Hauch auf ihn ein, als habe er sich mit aller Kraft gegen die Fassade gestemmt, wie gestautes Wasser, das nun eine Öffnung fand um abzufließen. Und wie es so war, griff dieser Odem alles an ihm, was freilag, das Gesicht also, vor allem die Augen, die Nase und den Mund. Wie man es kannte im Winter, beim abrupten Wechsel aus dem warmen Inneren ins kalte Äußere, wo es sich erst wie ein Film auf die Haut legt, Gefäße zusammenstaucht und die Augen zu Schlitzen zwingt, dann zwischen Zähne oder in Nasenlöcher kriecht (je nachdem, wodurch man atmet) und beginnt, auch das Innere des Menschen anzugletschern, als sei er nur ein Stein. Und je unbewegter man wird durch diesen Schock, desto mehr gleicht man einem solchen Stein, als den der Frost einen haben will, um immer mehr in ihn einzudringen und letztlich zu töten.
Da stand er in der Tür, ein lebendes Wesen, das die Kälte scheinbar magnetisch anzog und seine Lebenszeichen in kleinen Rauchwolken in die Luft atmete, auf knorrigen Holzdielen, die in der Morgensonne kristallen funkelten. Vor ihm fiel das Gelände zu weiten Feldern hinab, von einem Feldweg geschnitten, der in die Dörfer führte. Das Panorama war gepudert, weiß leuchtend, auf den Äckern von einigen schwarzen Tupfern übersät, wo die Erde durch die Schneedecke brach. Am Horizont stach das Geäst kahler Pappeln in den bleichen Himmel, wohlgeordnet in gleichmäßigen Abständen, wie die Latten eines Zaunes. Hinter ihnen verblasste der morgenrote Anstrich und ebbte im Blau der Kuppel ab.
Seine Lippen taubten mehr und mehr, während zwischen ihnen der warme Dunst seines Atems in die Kälte glitt und sich auflöste. Das weiße Bild stach in seinen Augen, dass es schmerzte, und als er nach unten blickte, rannen Tränen in die Winkel. Direkt vor ihm, zu seinen Füßen im dicken Schnee, erhob sich der schlanke Rumpf einer kleinen Blume, dessen strahlend gelbe Krone verschlossen zum Himmel wies.
Er blinzelte die Tränen weg und betrachtete sie lange.
Eine Metapher, dachte er. Eine Metapher.

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