Freundschaft
Wir haben an diesem Wochenende über Freundschaft nachgedacht. Über die Freundschaft zwischen Menschen und die Freundschaft mit Gott. Wir haben uns gefragt, was in einer Freundschaft wichtig ist, welche Eigenschaften ein Mensch haben muss, um als echter Freund oder echte Freundin für uns gelten zu können, und was für Werte in einer Freundschaft wirklich zählen.
Wie kann ein anderer ein Freund werden, eine andere eine Freundin? Ist es nicht oft so, dass wir das gar nicht genau sagen können? Dass wir gar nicht sagen können, woran es genau liegt? Du bist jemandem begegnet, eure Blicke haben sich gekreuzt, ihr habt einander angesehen und "die Chemie stimmte", wie man so sagt. Ein bisschen wie in der Liebe. Wir haben ja schon gesagt, dass es eine Art von Liebe ist: philia, die freundschaftliche Liebe (ihr kennt das zB von dem Wort "Philosophie" - die Liebe zur Weisheit).
Und meistens gewinnen wir an anderen nicht das lieb, was wir sowieso selber sind und haben, nach dem Motto "Gleich und Gleich gesellt sich gern", sondern sehr oft fasziniert uns an anderen das, was uns selbst fehlt und was wir in uns selbst nicht finden. Nach dem Motto "Gegensätze ziehen sich an" ... Der wahre Freund, die wahre Freundin ist nicht einfach nur die Bestätigung deiner selbst, er oder sie ist ein faszinierendes, lebendiges Gegenüber. Nicht nur Bestätigung, sondern Bereicherung. Weil er oder sie so anders ist, deshalb gewinnt man einander so gern.
Und die andere Frage: Wie kann Gott ein Freund werden? Dieses Wesen, das definitiv so ganz anders ist als wir, so unsichtbar und fremd ... heilig, sagen die Leute,
riesengroß, denkt man als erstes,
unbegreiflich und unnahbar, scheint es,
eine Erfindung, eine Idee und vielleicht nicht mehr?
Doch so viele Menschen denken an ihn wie an einen lieben Freund, wie an einen geliebten Anderen, und lächeln bei dem Gedanken, als würden wirklich Erinnerungen an lebendige gemeinsame Erfahrungen wach in ihren Herzen.
So viele reden mit ihm, Beten nennen sie das, als wäre er wirklich wahr und echt und lebendig, als würde er hören und sehen und fühlen, sich freuen, wenn wir glücklich sind oder mitleiden, wenn wir Kummer haben.
So viele haben in ihm ihre letzte Kraft, ihren letzten Halt gefunden, ihren Gefährten, wenn alle menschlichen Freunde sie schon im Stich gelassen hatten oder einfach grade nicht fähig waren zu helfen ... So viele haben ihm ihr ganzes Leben gegeben, so viele konnten sich ohne Angst verabschieden, weil kein Tod dieses Leben besiegen kann, das aus diesem Gott kommt ...
So viele sind von ihm inspiriert worden, ermutigt, getröstet und beschützt. So viele glauben, dass er, der so anders ist, uns Menschen ganz nahe gekommen ist, uns gleich geworden ist - dass er fühlt, was wir fühlen, dass er uns, unser Leben mit all seinen Sorgen und Schönheiten kennt, versteht und liebt.
Und die letzte Frage: Wie kannst du anderen ein Freund/ eine Freundin sein? Denn Gottes Sohn, von dem wir in der Kirche immer reden, hat uns nicht gesagt: "Kümmer dich um dich selbst und lass es dir gut gehen! Besorge dir die passenden Freunde und bastel dir einen angenehmen Gott." Sondern immer schickt er uns hinaus in die Welt und sagt uns: Werde für andere solch ein Freund/ solch eine Freundin! Eine Bereicherung für das, was dem anderen fehlt, und voller Mitgefühl für die Sorgen und Schönheiten des anderen, der so ist wie du,
die fühlt wie du,
der Stärken und Schwächen hat wie du,
die Träume, Wünsche und Sehnsüchte hat wie du ...
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