Licht
Es heißt in der Bibel, ganz am Anfang:
Gott schuf Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über allem. Und Gottes Geist schwebte über der Tiefe.
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da trennte Gott das Licht und die Finsternis, und er nannte das Licht "Tag" und die Finsternis nannte er "Nacht". Und es wurde Abend und es wurde Morgen - der erste Tag.
Manche denken, wenn sie diese Worte hören, Gott habe da die Sonne geschaffen, die eben den "Tag" zum Tag mache und die Nacht zur Nacht.
Aber das Interessante ist: das tut er hier in der Schöpfungsgeschichte gar nicht. Sonne, Mond und Sterne kommen später (am dritten Tag, um genau zu sein). Hier, am ersten Tag, ruft er ein Licht herbei, das nicht von der Sonne kommt, nicht vom Mond in der Nacht, nicht von den Sternen, nicht von irgendeinem Himmelskörper ... Das Licht, das hier den ersten Tag zum ersten Tag macht und sich von der Finsternis trennt, das kommt durch sein Wort.
Das war kein Versehen des Erzählers, kein Denkfehler oder naturwissenschaftliche Unkenntnis, sondern volle Absicht. Sonne, Mond und Sterne wurden damals in den Völkern als Götter verehrt. Ein sehr sinnvoller Gedanke: die sind da oben, strahlen schöner als alles andere, schenken uns Licht und Leben - das müssen Götter sein ...
Nein, der Autor der biblischen Schöpfungsgeschichte kann das so nicht lassen. Vor den Lichtern in dieser Welt, atemberaubend schön, strahlend hell, zauberhaft schimmernd, morgenrot, tiefblau oder violett - vor all diesen Lichtern erfüllt ein anderes Licht diese unsere Welt und dieses unser Leben.
Der erste Tag beginnt mit dem Licht, das aus Gottes Wort strahlt. Dann erst bekommen all die Lichter dieser Welt ihren Platz, ihre Bedeutung und ihre Würde.
Nun, biblische Kosmologie. Und was hat das mit mir zu tun, denkst du jetzt vielleicht? Alles!
Du hast nicht mit dem ersten Tag unter dieser Sonne angefangen. Du bist nicht einfach nur "das hier". Du hast in Gottes Herzen angefangen, als sein Wunsch, mehr noch: als sein Wille. Vorsehung nennen wir das.
Und genauso wie ich dir wünsche, dass du in dieser Welt (manchmal so schön und manchmal auch so finster) Gottes Licht hindurchscheinen siehst, genauso wünsche ich dir das für dein Leben: du mögest seine Liebe und seine Vorsehung für dich und deinen Weg hindurchleuchten sehen.
Und du mögest nie vergessen: dein Leben und dein Weg ist mehr als die Strecke, die du grade sehen kannst; wie das Licht, das die Welt erleuchtet, mehr ist als die Lichter am Himmelszelt. Amen
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