Bartimäus


Bartimäus heißt dieser Mann, von dem das Markusevangelium uns erzählt. Er sitzt am Wegesrand, als Jesus mit seinen Jüngern und der Menge aus Jericho kommen. Er lauscht, was dort in seiner Nähe geschieht.

Er sitzt dort nicht zum ersten Mal, denn er ist blind. Die Möglichkeiten von Menschen mit Behinderungen waren damals sehr eingeschränkt. Seien es Blinde, Taube, Stumme oder Lahme - all diese Menschen, von denen die Evangelien so zahlreich berichten, sie teilen alle das Schicksal, in einer sehr kleinen und eingeschränkten Welt zu leben. 

Heute haben Menschen mit Behinderungen vielfältige Hilfsmittel, die ihnen ein möglichst eigenständiges und emanzipiertes Leben bieten (barrierefreie Wege, Rollstühle, Ampelgeräusche und Spurmarken für den Blindenstock, ein ganzes Schriftsystem, mit dem Blinde lesen können wie wir alle, sprechende Uhren und Sensoren usw.); ich habe nichtmal den Bruchteil an tollen Erfindungen und Hilfsmitteln genannt, die heute Menschen mit jeglichen Einschränkungen zu einem eigenständigen Leben verhelfen. 

Damals war das deutlich anders. Unser Bartimäus in der Geschichte hatte eigentlich nur drei Hilfsmittel:

1. Sein Gehör 

2. Seine Stimme 

3. Die Barmherzigkeit, das Mitgefühl anderer Menschen ... daraus bestand sein Leben. 

Er nahm morgens einen festen Platz ein, an dem viele Menschen vorbeikamen (wie hier am Ortseingang), blieb dort, hörte, wenn jemand kam und bat um Almosen. Wenn er Glück hatte, Markus erzählt das ja nicht genauer, dann brachten ihn seine Mitmenschen zu seinem Tagesplatz und wieder zurück ...

Und da sitzt er nun wieder, in unserem Predigttext für heute, mit seinen drei Ressourcen: seinem Gehör, seiner Stimme und ihrem Mitgefühl. 

Und als er hörte, heißt es im Text, dass es Jesus von Nazareth war, der dort lang kam, fing er an zu schreien: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!

Bartimäus gibt hier alles, was er hat, er tut das, was er tun kann: er hört und ruft. Er ruft ohne Unterlass, selbst als die Leute ihn auffordern, zu schweigen und Jesus nicht zu stören. 

Das jetzt, denkt er, das ist die einzige Chance, die ich habe. Da ist dieser Mann, von dem die Leute erzählt haben, er heile die Kranken, er mache Menschen gesund, der Mann, von dem die Leute gesagt haben, er sei der Messias. 

Jetzt ist er da. Und wenn ich es nicht schaffe, ihn zu rufen und auf mich aufmerksam zu machen, und er geht und ist fort, dann werde ich ihn niemals wiederfinden - denn ich bin blind. Jetzt, mein Herr, höre meine Stimme, denn ich kann dich nicht sehen ...


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