tag:blogger.com,1999:blog-2051588573702576912024-03-27T16:02:51.341-07:00Simon FischerAndachten, Essays & KurzgeschichtenSimon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.comBlogger114125tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-37136459859672129772024-03-19T14:19:00.000-07:002024-03-19T14:22:10.862-07:00Morgenröte (Ostersonntag)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5hWj2FlWqPbV9SnkWpJLMnHbqSogtM85k0Oy4LrRDE8RE8xQ2MRT8ZK2cCXsxMheUz4xRTBYICwJ-b67CQnw0TzIp2p7LS4JGCJmyLxBER4kVxqOFTxbqO96Nik2njdRwu5RfvFIyyMihQATdCEiRdUDbGJg6mz66uDaVmHBLzDbrnuKJk2DFQofU28J-/s1280/sunset-4214812_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="719" data-original-width="1280" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5hWj2FlWqPbV9SnkWpJLMnHbqSogtM85k0Oy4LrRDE8RE8xQ2MRT8ZK2cCXsxMheUz4xRTBYICwJ-b67CQnw0TzIp2p7LS4JGCJmyLxBER4kVxqOFTxbqO96Nik2njdRwu5RfvFIyyMihQATdCEiRdUDbGJg6mz66uDaVmHBLzDbrnuKJk2DFQofU28J-/s320/sunset-4214812_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p>Eine Frau kommt zum Grab Jesu. Es ist Maria - nicht seine Mutter, sondern Maria von Magdala, eine Jüngerin Jesu, die ihn sehr geliebt hat. </p><p>Sie kommt frühmorgens, am ersten Tag der Woche, dem Sonntag, um das Grab zu sehen, vielleicht, um den Leichnam zu behandeln, wie es damals Sitte war, vielleicht einfach nur, um allein zu sein und zu trauern und nachzudenken. Sie sieht das Grab in der Dämmerung geöffnet und erschrickt, befürchtet, man habe den Leichnam gestohlen, die Totenruhe geschändet ... nicht mal hier habe er endlich Ruhe von alle dem, was ihn umgebracht hat, von diesen ganzen Intrigen und Fehden, dieser Verachtung und diesem Hass. </p><p>Sie kennt sie, diese Verachtung. Vor wenigen Jahren war sie eine Verachtete gewesen, besessen von Geistern, irre, wahnsinnig, krank im Geiste, aus der Gesellschaft und dem Leben ausgestoßen, untragbar für das Miteinander unter Menschen, unzugänglich für Worte und Berührungen, Blicke nicht erwidernd, auch Zuneigung nicht annehmend ... Aus irgendwelchen Gründen - wer kennt die schon - war schlechter Geist als Verhängnis über ihr Dasein gekommen und hatte sie der Menschlichkeit entrückt, hatte sie ver-rückt. In seltenen Momenten nur, in lichten Augenblicken, hatte ihre Seele aus diesem Gefängnis geblickt, hatte sich als verflucht erkannt, hatte Gründe gesucht - Schicksal, Fluch Gottes, der Zusammenhang von Tun und Ergehen, die Sünden der Ahnen, die Verfehlung am heiligen Gesetz, was auch immer -, hatte voller Sehnsucht und Verzweiflung um sich geschaut, ob da Irgendjemand wäre, der sie retten könnte, sie erlösen von dieser Qual, von diesem verdammten Dasein. </p><p>Dann hatte sich alles wieder in den Wahnsinn zurückgezogen, dann hatte sie alles wieder umfangen und die Sehnsucht erwürgt, und das höhnische Lachen war zurückgekehrt, der fiebrige Blick, die irre Fratze, die zuckenden, suchenden Augen, die überall nur das sahen, was sie hasste, Menschen, Häuser, Kinder, Tiere, Pflanzen, Bäume, Gewässer, die Farben des Himmels, den Staub der Erde ... Aber nicht sie hatte das gehasst, sondern die schlechten Geister. Ist es doch keine natürliche Veranlagung des Menschenherzens, alles so zu hassen, alles so zu verabscheuen, so vernichtet sehen zu wollen ... Das bin doch nicht ich!, hatte sie in den kurzen lichten Momenten gedacht, hatte es in ihr geschrien: Hilf mir! Das bin doch nicht ich! Das hier, das ist doch nicht mein Geist, nicht meine Seele, nicht mein Wesen ...</p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjNqk2JKoJ3Oszf7_JM_kQ_ZiN60wFecXu6bFo-HYNg7ZmCIpRPyI1VLWtr0p7sziVPTK-fAYYxL8HFPoHIZtFxDNKgh_sMUjyG_Pswl3flJkj0in3qGUPsDt3zglGw728_HClEYFX1LJRrod7KU58aTzmJxTQodue_0Ug1ftlwqwmDuTX0vUoOSjsLy7QE/s1280/ai-generated-8456145_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="1280" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjNqk2JKoJ3Oszf7_JM_kQ_ZiN60wFecXu6bFo-HYNg7ZmCIpRPyI1VLWtr0p7sziVPTK-fAYYxL8HFPoHIZtFxDNKgh_sMUjyG_Pswl3flJkj0in3qGUPsDt3zglGw728_HClEYFX1LJRrod7KU58aTzmJxTQodue_0Ug1ftlwqwmDuTX0vUoOSjsLy7QE/s320/ai-generated-8456145_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p>Dann war Er gekommen, hatte sie angesehen und sein Blick hatte ihrer Seele geantwortet: Nein, Maria, das bist nicht du! Das ist fremder Geist, das ist Fremdheit, ist Entfremdung von dem, was du bist! Das gehört nicht zu dir, dieser Wahn, dieser Hass, dieser Irrsinn, muss nicht therapiert, nicht gelindert, nicht betäubt werden, sondern muss abgeschnitten, muss rausgerissen werden wie das Unkraut aus dem Boden, muss ausgetrieben werden ... Dann hatte ihr Blick sich abzuwenden versucht, hatte alles in ihr sie wieder zurückzuholen, zu versenken versucht, und hatte es nicht vermocht. Denn er, alles an ihm, hatte zu ihr gesprochen: Sieh mich an, Maria! - Und sie hatte ihn angesehen und da war alle Finsternis der Erkenntnis gewichen, alle Entfremdung dem Leben. </p><p>Da ist er, dachte sie, da ist mir Jemand gegenüber. Ich hatte geglaubt, in mir selbst alleine zu sein mit diesen Geistern, hatte geglaubt, dass mein Dasein mein Verhängnis sei, dieses Böse, dieses Verfluchte, Destruktive, Irrationale, dieses Abgrundtiefe, Hasserfüllte, Lebensfeindliche. Alle Sehnsucht ist doch hoffnungslos, ist vergebens, hatte ich geglaubt, das Böse mit seinen Teufeln hatte mich umfangen und da war keine Erlösung ... Du aber hast mich gebildet im Leibe meiner Mutter, hast mir, deinem Bildnis, Atem eingehaucht, sodass ich lebe; einen Namen hast du mir gegeben. Du hast mich, die ich an der Entfremdung erkrankt war, wieder bei meinem Namen genannt, hast mir den Atem des Lebens eingehaucht, hast mich wieder gebildet im Staub dieser Erde; diese zerkratzte Haut, dieses ausgeschwitzte Salz, dieser Dreck in den Falten, dieses Fieber in den Augen, dieses blanke Fleisch, diese ganze Zerstörung auf meinen Knochen ... du hast all das ausgezogen wie ein altes zerrissenes Kleid, und hast mich bekleidet mit Leben ... Jetzt ist meine Seele kein Grab mehr, sondern Heimat, jetzt ist mein Leib kein Gefängnis mehr, sondern Gefährte; jetzt ist mein Geist kein Wahn mehr, keine Verwirrung, sondern klare, unbestechliche Erkenntnis. Du bist meine Erkenntnis, du bist mein Gefährte, du bist meine Heimat!</p><p>So hatte er sie gerettet, und sie war mit ihm gegangen ihr weiteres Leben. Und dann hatten sie ihn umgebracht. Und nun ist die Grabesruhe verletzt und es will kein Ende nehmen, die Gemeinde um Jesus ist bereits angespannt, droht zu zerreißen, keiner weiß wohin und was werden soll. </p><p>Maria erzählt es den Jüngern, sie ist die erste, die die Botschaft bringt: Das Grab ist leer! Die Männer gehen selbst nachsehen, begegnen an dem Ort, wo der Tod herrschen sollte, Engeln Gottes, die ihnen sagen, dass ihr Herr nicht hier sei, sondern auferstanden sei und lebe. Ihnen ist das unverständlich und sie gehen wieder heim. Wie sollte es das auch nicht sein? Es war ihnen damals so unverständlich wie uns heute, wenn wir davon reden, dass der Mensch aus dem Tode auferstehen und leben werde. Die Natur, alle Erfahrung, alle Vernunft, alle Gesetze widersprechen dem. Das Evangelium wird zum Widerspruch gegen den Tod. </p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2ydllOe34ZX5ajwjJty0gGMlRZiotT23QNeVHiEbLNdVinuboPhYYG3jfwpJQPwdkoXWWLJ-Boq_zTY8USPswdnSsX9SoQEgHjtQV5EIQ7IHpN8ro0ISFin7lD_7D-ZGfzqmdnHURs8w-zN5DTxyv7m8Fan6-jEcUz2tNQ4Atut2IgjVVcZMy6Dugeoew/s1280/gooseberry-176450_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="848" data-original-width="1280" height="212" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2ydllOe34ZX5ajwjJty0gGMlRZiotT23QNeVHiEbLNdVinuboPhYYG3jfwpJQPwdkoXWWLJ-Boq_zTY8USPswdnSsX9SoQEgHjtQV5EIQ7IHpN8ro0ISFin7lD_7D-ZGfzqmdnHURs8w-zN5DTxyv7m8Fan6-jEcUz2tNQ4Atut2IgjVVcZMy6Dugeoew/s320/gooseberry-176450_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p>Maria bleibt allein zurück in dem Garten, wo das Grab liegt. Auch sie schaut hinein, sieht die Engel am Kopfe und am Fuß der Grabstelle stehen. "Er ist nicht hier", sagen sie ihr, und sie verwirrt das alles wie zuvor die Männer. Am Eingang des Grabes geht sie auf die Knie und weint über all das. Ihr ist das zu hoch, zu unglaublich, zu seltsam und unfassbar; eben erst haben sie ihn qualvoll sterben sehen, eben erst mussten sie ihn ins Grab legen, seinen Leichnam einreiben mit Salben, diese zerkratzte Haut, dieses ausgeschwitzte Salz, dieser Dreck und dieses Blut in den Falten und Wundmalen, dieses blanke Fleisch, diese ganze Zerstörung auf seinen Knochen ... Ich habe doch grad erst Abschied genommen, dich gerade erst entlassen, weil diese Welt nunmal böse ist und dich nicht gewollt hat, und jetzt haben sie - Diebe oder Engel, Menschen oder Götterwesen, wer oder was auch immer - dich mir weggenommen! Gottes Wille hat dich mir weggenommen, alles hat sich verschworen und dich mir weggenommen!</p><p>Während sie weint, tritt ein Mann zu ihr und spricht zu ihr: "Was weinst du, Frau?" Maria blickt auf, meint, es sei der Gärtner und erkennt ihn nicht. "Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingebracht haben!", erwidert sie ihm. Da nennt er sie beim Namen und spricht: "Maria!" Und sie sieht ihn an, wie damals, und das Nichterkennen weicht der Erkenntnis, der Trauerschleier wird vom Gesicht genommen, alles weicht der Einsicht, dass ihr geliebter Herr ihr nicht weggenommen wurde, dass er ihr nicht verlorengegangen ist. </p><p>Wie oft mag uns das so gehen? Da hat das Böse, das Schicksal, die Umstände, da hat man uns selbst das Gute, das wir bei uns hatten, woran wir uns zuversichtlich gehalten haben, das Geliebte, wofür wir auch durch Leid zu gehen bereit waren, da hat man es uns weggenommen, meinen wir; da ist es uns verlorengegangen, meinen wir. Und wenn wir ihn nicht sprechen hören, wenn wir seine Stimme nicht vernehmen, wenn er uns nicht beim Namen ruft, dann erkennen wir unseren Herrn nicht. </p><p>Und nicht nur dem Einzelnen. Wie oft mag es der Gemeinde, der Kirche, so gegangen sein und noch so gehen, nach fast zweitausend Jahren? Wie oft schien der Meister und Lehrer dieser Kirche fern, wie oft schien das Evangelium preisgegeben an Macht, Gewalt und Prestige, an Eitelkeiten und Politik, an unberufene Priester und Irrlehrer? Wie müde und überdrüssig war diese Kirche, die in der Bibel die "Braut Christi" genannt wird, manchmal geworden, wie ein Paar, das sich auseinandergelebt und füreinander das Feuer verloren hat? Wie oft saß sie am Grab und weinte, und erkannte nicht, dass er lebt, dass in diesem Grab niemand ist? Wie oft saßen wir in Dunkelheit und Dämmerung da in unserem Kummer, und haben nicht bemerkt, dass die Morgenröte aufbrach ... bis wir den Blick erhoben. </p><p> </p><p style="text-align: center;"><i>Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!</i><br /></p><p style="text-align: left;"><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-4536145360464834232024-03-16T12:52:00.000-07:002024-03-16T12:56:37.431-07:00Der Eifer für Gottes Haus - Jesus und die Tempelreinigung<p style="text-align: left;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_efpcfni9D4wFmJSG5p13OhfKX4Dl-bRy5citz_5eqKC5Mc30vPFLCef_4w32IGC8QTrOm4rX1fnl6ktNB5Mc_2PDM5PbMJ2NcWdb1_UHQCZnmIoCyPmv48ILFqG15attZHXdwNDBjDWGYEek2EAKv4XW6SwsYnn_w2ZNRQayM_gv0Y1pplYMZuS8k9bu/s1280/israel-107946_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="1280" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_efpcfni9D4wFmJSG5p13OhfKX4Dl-bRy5citz_5eqKC5Mc30vPFLCef_4w32IGC8QTrOm4rX1fnl6ktNB5Mc_2PDM5PbMJ2NcWdb1_UHQCZnmIoCyPmv48ILFqG15attZHXdwNDBjDWGYEek2EAKv4XW6SwsYnn_w2ZNRQayM_gv0Y1pplYMZuS8k9bu/s320/israel-107946_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><i><br /></i><p></p><p style="text-align: left;"><i>Entfremdet bin ich meinen Brüdern und ein Fremder geworden den Söhnen meiner Mutter. Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen. </i>(Ps 69,9-10)</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;">Jerusalem um das Jahr 30. Jesus im Bericht des Johannesevangeliums, Kapitel 2, die Verse 13 bis 25: "Tempelreinigung" wird das später von den biblischen Redakteuren genannt. Der Evangelist Johannes stellt hier zum ersten (und in dieser Art auch einzigen) Male einen Jesus dar, der nicht in das Bild des sanften und liebevollen Hirten passt, das so viele als erstes mit ihm in Verbindung bringen. Er berichtet von einem Mann, der völlig aus den Fugen gerät und nicht mehr an sich halten kann, der, wie es der Psalm oben beschreibt, seinen Brüdern ein Fremder wird, sie sogar "Söhne meiner Mutter" nennt, als ob es eine andere Familie sei, von der er redet; ein Mann, der von dem Eifer um Gottes Haus ganz verzehrt wird und der schlicht und nüchtern erkennt: "Die Schmähungen der Leute, die dich geschmäht haben, gelten nun mir, sie sind auf mich gefallen."</p><p style="text-align: left;">Es ist die Zeit des Pessach, das Fest der Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten. Wie es Sitte ist, geht Jesus zu dieser Zeit nach Jerusalem, wo sich der Tempel befindet und wo alles Volk dieses Gedenken feiert. Um und vor dem Tempel verkauften Händler Tiere an die jüdischen Pilger für deren Schlachtopfer. Hier, so berichtet Johannes, ergriff Jesus der Zorn, er warf die Tische der Wechsler um, nahm Stricke als Peitsche und trieb die Leute weg, und schimpfte die Händler aus, sie sollten ihr Zeug wegschaffen und das Haus seines Vaters nicht zu einem Kaufhaus machen. </p><p style="text-align: left;">"Ein Verrückter!", werden einige gedacht haben; "Was war das denn?", werden manche anschließend diskutiert haben; und jene, die ihn schon kannten, werden sich vielleicht fassungslos gefragt haben, was denn plötzlich mit ihm los gewesen sei. Es war vollkommen normal, dort und an anderen Stellen die Schlachttiere für die Reisenden zu verkaufen. Das wird auch heute oft als Argument gegen die Berichte von der "Tempelreinigung" vorgebracht: es war eine ganz normale Gepflogenheit unter den Juden, Jesus wusste das und kannte es nicht anders. Doch was "Gepflogenheit", was "normal" war, interessierte Jesus hier nicht, und was man kennt und was immer schon so gemacht wurde, bedeutet keineswegs, dass man es immerfort so belassen muss oder belassen <i>kann</i>. Man mag anfangs zur Kenntnis genommen haben, man mag es fernerhin kommentiert haben, man mag Kritik geäußert haben, man mag auf die Einsicht der Menschen gehofft haben, irgendwann bricht es durch und man kann nicht mehr an sich halten, wird vom Eifer verzehrt und nicht mehr die Besonnenheit leitet, sondern die Leidenschaft. </p><p style="text-align: left;">Möge er doch heute kommen, zu uns, in diese Kirche, die den Mitgliederschwund beklagt, nicht, weil dann Menschen vielleicht Jesus und sein Evangelium nicht kennenlernen, sondern weil die Kohle nicht mehr stimmt, weil man an gesellschaftlichem Status verliert, weil man keine selbstverständliche Größe mehr ist, weil es unbequem wird ... weil man vielleicht wieder werden könnte wie in den Anfängen, als das alles begonnen hat, mit Hausgemeinden und nicht mit Kirchen, mit Brüdern und Schwestern und nicht mit Beamten, mit Teilen und nicht mit staatlichen Zuschüssen, mit Gemeinschaften und nicht mit Events ... Möge er heute kommen, wo man zu der Frage: "Was können wir als Kirche tun?" kaum seinen Namen hört, kaum etwas von Gebet, kaum etwas von Seelsorge, kaum seinen Auftrag "Verkündet das Evangelium allen Wesen ..." vernimmt, sondern unternehmerische Konzepte und Strategien versucht, sich in reaktionären Aktivismus erschöpft, sich mit einer Hingabe der Verwaltung widmet, die eigentlich Ihm und den Menschen gelten sollte, oder wo man schon längst spirituelle Angebote macht, die mit ihm eigentlich gar nichts mehr zutun haben. <br /></p><p style="text-align: left;">Möge er heute kommen, wie ein Verrückter, wie ein von Eifer Verzehrter, er würde wieder ein Fremder werden, entfremdet von denen, die sagen, sie tun das alles für Gott. <i>Seine Jünger aber erinnerten sich, dass geschrieben steht: "Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt".</i>, heißt es in Vers 17. Daraufhin sprechen ihn die Juden an und fragen ihn (vollkommen verständlich), mit welchem Recht er das tue, was ihn auszeichne, dass er sich so verhalten dürfe. "Brecht das alles hier ab, den ganzen Tempel", erwidert Jesus ihnen, "und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten!" Er meinte mit dem "Tempel" seinen Leib, sich selbst, kommentiert Johannes, doch wie sollten die Leute das an dieser Stelle verstehen, da sie ja den Tempel aus Stein vor Augen hatten, und wie tief ist der doppelte Boden dieser Aussage mal wieder? Wie oft tat er das und machte aus dem Augenscheinlichen und Vordergründigen etwas Geistliches und Tiefes, das alle Beteiligten (und uns bis heute) herausfordert und stört?</p><p style="text-align: left;">"Brecht all das hier ab, den ganzen Tempel ..." Der Tempel in Jerusalem war damals die zentrale Kultstätte des jüdischen Volkes, die Verbindung zu JHWH, dem einen und einzig-wahren Gott. Gab es den Tempel, dann gab es Gottesdienst und Kult, dann war Gott mit ihnen; gab es keinen Tempel, wurde er zerstört oder von Fremdherrschern mit fremden Göttern besetzt, dann hatte Gott sie verlassen. In diese Auffassung, in dieses Empfinden spricht Jesus hinein: Brecht diesen Tempel ab! Was wirklich mit Gott verbindet, was Gott wirklich unter euch wohnen lässt, das werde ich in drei Tagen wieder aufrichten, denn ich bin es! Ich bin die Verbindung zu Gott! Ich bin der Tempel, ich bin aller Gottesdienst, ich bin die Erfüllung aller religiösen Handlungen, ich bin die Versöhnung mit Gott. - Der Hebräerbrief widmet sich diesem Thema und bezieht sämtliche religiöse und kultische Elemente auf den Sohn Gottes und die Vollendung in ihm. </p><p style="text-align: left;">So berichtet das Johannesevangelium, dass dieser Mensch kommt und alles infrage stellt, den Tempel, das religiöse Herzstück eines ganzen Volkes, seines eigenen Volkes, und die Menschen verständlicherweise empört sind darüber. Zum Ende der Passage sind gar nicht mehr die Händler und Verkäufer das eigentliche Thema, sondern der Tempel ansich wird es. Auch ist Jesu Antwort auf die Frage, mit welchem Recht er sich so verhalte, eigentlich gar keine Antwort, sondern eben eine auslegungsbedürftige geistliche Provokation. Die Antwort auf die Frage nach dem Recht steht früher schon im Bericht des Johannes: <i>Macht das Haus <b>meines Vaters</b> nicht zu einem Kaufhaus! (Joh 2,16)</i> Ich habe das Recht, weil es mein Vater ist, der hier verehrt wird, weil es Sein Haus ist. Dieser Anspruch, mit Gott in solcher Weise verbunden zu sein, aus ihm zu kommen und über alles auf Erden erhaben, wird ständiger Affront, wird später sein Todesurteil werden. Mit ihm kam kein Revolutionär, kein Reformator - mit sowas kann die Institution umgehen und die Zeit tut das ihre, um solche Störungen in ihrem Fluss mit sich zu tragen. Doch die Behauptung, selbst die Erfüllung aller religiösen, spirituellen Suche zu sein und sie allen zu schenken, die sie begehren, die Behauptung, selbst die Befreiung aus der Sünde zu sein, das kann die religiöse Institution nicht ertragen, denn die Suche, der Kult und die Sünde sind ihr Geschäft. Das ist nicht abwertend zu sehen, sondern das ist die kulturelle Leistung von Religion in der Menschheitsgeschichte; und bis heute hat sich das nicht sonderlich geändert, lediglich verlagert auf andere Anbieter, Praktiken und Gegenstände. Und dennoch tritt dieser Mensch in die Geschichte ein, der Gott seinen Vater und sich selbst dessen Sohn nennt, der uns alle zu Söhnen und Töchtern Gottes macht, die wir es nicht wussten, und verändert das Nachsinnen darüber für immer.</p><p style="text-align: left;">Man hat immer wieder gesagt, Jesus sei das "Ende der Religion" und also das Christentum eigentlich keine solche. Das ist ein Ideal, die Historie zeichnet natürlich ein anderes Bild: das Christentum als eine Religion unter Religionen, ein Kult unter Kulten, ein Weg unter lauter Wegen, eine Auffassung unter lauter Auffassungen, eine ganz selbstverständliche und nüchterne religionswissenschaftliche Betrachtungsweise. Um den, der sich selbst den "Tempel Gottes" nannte, hat man wieder Mauern hochgezogen und einen Kult eingerichtet, und vermutlich ist das einfach der Lauf der Dinge. Möge er wieder zu uns kommen mit seinem Geiste, mit dem Feuereifer, mit dieser Leidenschaft, die manchmal die Besonnenheit überragen muss, die Händler und Verkäufer vertreiben, wieder aufrütteln und provozieren und sagen: "Brecht das alles ab, das Ganze! Was wirklich mit Gott verbindet, was Gott wirklich unter euch wohnen
lässt, das kann nur ich wieder aufrichten, denn ich bin es!
Ich bin die Verbindung zu Gott! Ich bin der Tempel, ich bin aller
Gottesdienst, ich bin die Erfüllung aller religiösen Handlungen, ich bin
die Versöhnung mit Gott, ich bin alles." </p><p style="text-align: left;"> </p><p style="text-align: left;"><i>... und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen. </i>(Ps 69,37b) <br /></p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-61954545468867081992024-03-07T05:22:00.000-08:002024-03-07T05:24:12.142-08:00Das Gute, Wahre und Schöne<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsjUpX7-23eGFy_FJGNSvlB5F8THQYaYanwbnhiIc_DhKzVFRg4owo6WriBpYobSggWDMibohXV97zNhmunqNZn43MQu1vDz62lfo0DwbaYXviYPr9ZQknNEriDT3DdVQZrr6AzhlnTgPi4IV666cRlAnHJQ_2Cls9JJcVoU8iX5eO41gOmdTEUgL4G478/s1280/statue-8342978_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="853" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsjUpX7-23eGFy_FJGNSvlB5F8THQYaYanwbnhiIc_DhKzVFRg4owo6WriBpYobSggWDMibohXV97zNhmunqNZn43MQu1vDz62lfo0DwbaYXviYPr9ZQknNEriDT3DdVQZrr6AzhlnTgPi4IV666cRlAnHJQ_2Cls9JJcVoU8iX5eO41gOmdTEUgL4G478/s320/statue-8342978_1280.jpg" width="213" /></a></div><br /><p>Gibt es das Gute, Wahre und Schöne, das unhintergehbar und unverhandelbar bleibt, das nicht - wie so vieles - zur Debatte steht und den Ansichten und Interpretationen der Menschen unterworfen ist? Diese Frage, die das Menschenherz seit Urzeiten bewegt, fasziniert und sorgt, drängt sich umso mehr auf je wirrer und gefährdeter die Welt und das menschliche Miteinander sich zeigen. Sie betritt den Raum wie ein ungebetener Gast, wie ein Obdachloser, der sich bei einer feinen Gesellschaft in einem schicken Restaurant an den Tisch setzt und mit seiner Anwesenheit den Leuten sagt: "Du magst auf den ersten Blick denken, was auch immer du willst, aber letztendlich, schau, sitzt hier ein Mensch. Damit ist eigentlich erstmal alles gesagt."</p><p>Zwar neigt man heute in unseren Breiten dazu, die letzte, unhintergehbare Wahrheit als eine Illusion abzutun, als etwas, das es nicht gibt oder das sich lediglich auf naturwissenschaftliche Daten bezieht, doch tief in seinem Herzen ahnt der Mensch sie und sehnt sich nach ihr, und all die unruhige Suche vieler Zeitgenossen rührt daher. Wie der Kirchenvater Agustinus in seinen Bekenntnissen schrieb: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht, o Gott, in Dir."</p><p>Das Gute, Wahre und Schöne bezieht sich auf Gott und auf den Menschen und aufeinander: es ist die uralte philosophische Einsicht, dass das Gute auch das Wahre und Schöne, das Wahre auch das Schöne und Gute, das Schöne auch das Gute und Wahre sei, und all das gründet in Gott und ist dem Menschen gegeben als dessen Ebenbild, um es zu erkennen und daraus zu leben. Derlei Erkenntnis wird heute entweder infrage gestellt oder als belanglos abgetan und daran krankt das ganze menschliche Befinden und Miteinander. Beide Betrachtungsweisen sehen nur die Welt und nicht das Ewige, sehen nur die Beziehung innerhalb der Welt, die - wie alles in ihr - an sich selbst scheitern muss, weil alles vergänglich ist, und sehen nicht die Beziehung zum Ewigen, in der keine Vergänglichkeit Sorge zu machen braucht. </p><p>So stellt man einerseits infrage: Wer sagt denn, dass das Wahre gut sei? - Wahrheit, das sei die "brutale Wahrheit", die schonungslosen Fakten, der gnadenlose Tatbestand. Die Wahrheit (<i>Alétheia</i>) der griechischen Mythologie war die nackte Göttin, die unverhüllte Frau, die die Menschen lehren sollte, dass angesichts der Wahrheit nichts mehr geschönt, alles bloßgestellt werde. Wahrheit hat in den Köpfen vieler Menschen keine eigene Schönheit und Güte, sondern ist etwas Bedrohliches. Das Bild, das die Natur uns liefert, wenn sie alles ist, was wir zur Erkenntnis heranziehen, zeigt uns keine gute und schöne, sondern eine grausame Wahrheit: ein ständiger Kampf ums Dasein, Macht und Unterwerfung, desinteressierte Gezeiten und Witterungen, das leidige Geborenwerden und Sterben aller Wesen usf. Da diese Welt nunmal so ist, richtet man sich in ihr möglichst günstig ein und lenkt sich ab, doch erzähle man bitte nichts von "Wahrheit"; sie ist, wenn es sie überhaupt geben sollte, nur grausam. </p><p>Andererseits (oder vielleicht auch als Konsequenz) hält man die Frage und Suche nach dem Guten, Wahren und Schönen für belanglos. Derlei Gedanken seien unwichtig für das Leben, man bedürfe nicht des Ewigen, worin man gründet und woraus man lebt, sondern jeder gründet immer nur in sich selbst und das Miteinander muss immer wieder neu verhandelt werden. Alles sei relativ, sei Ansichtssache und eine Frage der Definition. Zwar funktioniert so keine einzige Gesellschaft, die sich bis heute entwickelt, und kein Staat, der sich bis heute aufgebaut hat, aber diese Idee greift trotzdem zunehmend um sich und wird als besonders egalitär, als besonders gleichberechtigt aufgefasst. Was dadurch geschieht ist, dass nur noch das Ich zum Maßstab wird. Wenn alles relativ ist, wenn alles nur vom persönlichen Befinden hergeleitet wird, dann hält der Mensch sich an das einzige, was ihm sicher scheint, und das ist seine eigene Empfindungs- und Gedankenwelt, seine eigene Person. Doch unsere Empfindungen und Gedanken sind wechselhaft und launisch und man findet darin keine Sicherheit, wenn sie sich nicht in etwas gründen und aus etwas leben, das höher ist als sie. Der Mensch kann nicht nur aus der Beziehung zu sich selbst leben, er ist für die Beziehung zu einem Gegenüber geschaffen.</p><p>Diese Verunsicherung seiner selbst, die Folge dieses ungehemmten Selbstbezugs, wird immer sichtbarer und aufdringlicher. Er weiß nicht mehr, wer oder was er ist, er muss sich ständig neu entwerfen, kreieren, verhandeln und bestimmen, kann sein naturgegebenes So-sein nicht akzeptieren und findet keine Ruhe in sich selbst. Wenn das Ich das Ein und Alles ist, dann muss es ständig neu erfunden werden, weil es ansonsten unfassbar langweilig ist. So geschieht es, dass der, der am stärksten auf sich selbst bezogen ist, sich am ehesten verliert und sich selbst unklar wird, und dass der, der sich selbst nur noch aus der Natur heraus versteht, dieses sein natürliches Geschaffensein nicht ertragen will. So geschieht es, dass heute so viele davon sprechen, sich selbst zu finden und ganz selbst zu sein, sie aber nichts finden und nichts sind, dass so viele unentwegt suchen aber nirgends ankommen. So geschieht es, dass so viele nur sich selbst wollen, sich aber niemals genügen und immer unbefriedigt bleiben (das natürliche Schicksal des Narzissmus). Und so bleibt dieser alte Satz Augustins so gültig: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht, o Gott, in Dir."</p><p>Das Gute, Wahre und Schöne ist kein philosophisches Modell, keine Idee der Welt, die mit unserem Dasein nichts zutun hätte, sondern es lebt aus der Beziehung des Menschen zu Gott, der Quelle des Guten, Wahren und Schönen. Die Natur mag, genauso wie unser Menschenherz, noch so gefallen sein, noch so viel Abgründiges, Grausames zuweilen und Finsteres in sich bergen, sie mag noch so verwundet und makelhaft sein, sie ist dennoch derart schön, dass man die Liebe nachempfinden kann, die ihr Schöpfer gehabt hat und bis heute fühlt. "Wie die Venus von Milo", las ich mal von einer Naturfotografin, "unverkennbar ein Meisterwerk, aber verwundet: die Arme fehlen ihr."</p><p>So vermag die Beziehung zu Gott den Blick auf die Welt und sich selbst zu verwandeln: betrachte ich die Welt, die Natur, das Leben und mich selbst als Feind und Ungemach, dann wird mir alles grausam, alles fordert meinen Kampf und meinen Widerstand, alles will ich verändern, übermalen, umoperieren, designen, ständig muss ich mich ablenken und beschäftigen, rastlos suche ich Attraktion, mit nichts kann ich Frieden machen, keinen Makel lange ertragen, nirgends und bei niemandem lange bleiben ... Betrachte ich all das als geliebt - gefallen und verwundet zwar - aber geliebt, dann weckt es in mir nicht Zorn und Widerstand, sondern Mitgefühl, Demut und Geduld. Bei Gott, dem Schöpfer aller Dinge, zu lernen, bedeutet, die Welt und auch sich selbst durch seine Augen zu sehen. Es bedeutet zu erkennen, dass es zwar so zugeht in dieser verletzten Welt und dass auch mich selbst äußerlich und innerlich Makel umfängt, dies aber weder Ursprung noch letztes Urteil ist. Wir sind nicht zum Tode geschaffen, sondern zum Leben, nicht aus dem "Fleisch geboren", wie es in der Bibel heißt, "sondern aus Gott" (Joh 1,13), nicht Spezies irgendeines blinden Weltenlaufs, sondern Söhne und Töchter Gottes. Und diese Welt ist nicht bloß ein Kampfplatz und ein Jammertal, das einem entweder verhasst sein muss oder in dem man sich möglichst zerstreuen muss, sondern sie ist die uns anvertraute Heimat. </p><p>Kein Feind, kein Ungemach, kein Tod vermag diese göttliche Sicht auf die Dinge zu nehmen, wenn man sie sich einmal wirklich zu Herzen genommen hat und durch sie die Welt erkennt. Keine schonungslosen Daten und "Fakten", keine materialistische Weltsicht trübt den Blick mit den Augen des Geistes, der in das Verborgene sieht und die ursprüngliche Schönheit erblickt, kein Narzissmus darf hier leben und den Menschen in den Selbsthass treiben, wo man sich von dem ewigen Gott angenommen weiß. Keine Frage nach dem Guten, Wahren und Schönen bleibt hier ein ungebetener Gast, sondern führt zur Einsicht: "Ich mag auf den ersten Blick gedacht haben, was auch immer ich wollte, aber letztendlich, schau, ging es die ganze Zeit um dich." <br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-24777833569040394422024-01-15T16:09:00.000-08:002024-01-15T16:21:48.118-08:00Beim Namen gerufen<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDVMSRjxK6rVSDDdGl8iVv2Nvu_ygcaTR2CF8VPx8g8mJ8gOn_bvdObikYym-eDI-0vvSow9n9BmRukHf9azl8A74tpbUm_9FhzhtmGnU6sd7Oe_dGXOz8sWymvBPxe5vl2WPjZdr-kRV0R46cw6hnoixg0ROaQR_HKUtCej4bw9xBxrf3X3TSS7J3dlDM/s1280/plane-tree-1571981_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="722" data-original-width="1280" height="181" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDVMSRjxK6rVSDDdGl8iVv2Nvu_ygcaTR2CF8VPx8g8mJ8gOn_bvdObikYym-eDI-0vvSow9n9BmRukHf9azl8A74tpbUm_9FhzhtmGnU6sd7Oe_dGXOz8sWymvBPxe5vl2WPjZdr-kRV0R46cw6hnoixg0ROaQR_HKUtCej4bw9xBxrf3X3TSS7J3dlDM/s320/plane-tree-1571981_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p><br /></p><p>In der Tageslosung heißt es: <i>Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jes 43,1)</i> Und der Lehrtext dazu zeigt uns einen Mann, der auf eben diese Weise "beim Namen gerufen" wird; da heißt es im Lukasevangelium: <i>Jesus sah auf und sprach zu ihm: Zachäus, steige schnell herunter vom Baum; denn ich muss heute in deinem Hause einkehren. (Lk 19,5)</i></p><p>Zachäus, so berichtet Lukas, war ein Zolleinnehmer aus der Stadt Jericho, Oberzöllner sogar. Er wollte Jesus sehen, als er mit seinen Jüngern durch Jericho<i> </i>zog, wollte diesen Mann sehen, von dem überall gesprochen wurde und um den sich<i> </i>mittlerweile, wo immer er hinkam, die Menschenmengen scharten; der den Menschen von Gott erzählte, wie man es noch nie gehört hatte, der die seelisch und körperlich Kranken gesund machte und lauter Wunder tat.<i> </i>Da er recht klein war und wegen der ganzen Leute Jesus nicht sehen konnte, stieg er auf einen Maulbeerbaum, um einen Blick zu erhaschen; die Geschichte ist ein bekanntes Bild für einen Menschen, den das Interesse an diesem wundersamen Jesus - einmal im Herzen erwacht - nicht mehr loslässt: er will ihn sehen, und wenn ihm die Sicht versperrt ist, dann sucht er sich Wege, um ihn zu sehen. Und mag es auch anfänglich nur das "Event" sein, die Sensation, mal was Neues im Alltagstrott, das ihn hergelockt hat: Wer auch immer, warum auch immer, komme her zu ihm! Mit Interesse fängt es ja an. Und bald wird sich alles ändern. </p><p>Dort spricht Jesus diese Worte aus dem Lehrtext. Er blickt hinauf in den Baum zu Zachäus und ruft ihn beim Namen und sagt: "Komm schnell herunter! Heute werde ich bei dir zu Gast sein." Das ist etwas, was Jesus wie kein anderer konnte und was ich noch mehr von ihm lernen möchte: Er vergisst alles um sich her, all die Menschen mit ihren Anliegen, sowohl den begründeten wie den unbegründeten, und sieht nur diesen einen Menschen dort. Ihr seid jetzt nicht dran, scheint er still zu sagen, er dort, er ist jetzt dran! </p><p>Das macht er oft. Und man kann Jesus wahrlich nicht vorwerfen, dass er nicht für alle Menschen da gewesen wäre. Er war für <i>alle</i> Menschen da! Aber wenn <i>sie</i> oder <i>er</i> jetzt dran ist, dann ist sie oder er jetzt dran, und alle anderen sind (jetzt) unwesentlich. Das ist eine Kunst. Das ist fortgeschrittene "jesuanische Schule" sozusagen, das muss man lernen bei ihm. In den Massen, wenn viele zugegen sind und etwas von einem wollen, ist das schwer, den Menschen zu sehen, der jetzt dran ist und ganz bei ihm zu bleiben. Es sind ja auch lauter andere Leute da, mit berechtigten Anliegen; und sei es nur netter Smalltalk, das ist ja auch mal ganz schön. Sehen wir dann den, der jetzt dran ist? Eigentlich reicht da unser Sinn gar nicht für aus. Darin schult uns Gottes Geist, lenkt unseren Blick und flüstert uns zu: Jetzt soll alles schweigen um dich her! Dort ist der Mensch, der dich braucht!</p><p>Hier, in der Erzählung von Lukas, war es Zachäus. Er war jetzt dran und ihn rief er bei seinem Namen. Ein Zolleinnehmer für die römische Besatzungsmacht, ein unter den Juden verachteter Berufsstand, ein Volksverräter. Ich muss, sagt Jesus, ich muss bei dir heute einkehren! Die Leute werden murren, sie werden sagen: "Mit wem gibt er sich da ab!", aber ich muss heute in dein Haus einkehren und Gast bei dir werden. Ich kann nicht durch diese Stadt ziehen und dich zurücklassen! Und Zachäus lässt ihn in sein Haus kommen und ändert sein Leben: <i>Die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wo ich jemanden betrogen habe, dort gebe ich ihm vierfältig zurück! (Lk 19,8)</i></p><p>Was mit Interesse begann, mit dem Wunsch, einen Blick zu erhaschen (aus welchen Motiven auch immer), das wendete sein ganzes Leben. Es wendete all seine Beziehungsverhältnisse und Korrespondenzen mit anderen: man darf sich sicher sein, dass seine Mitmenschen erstmal noch skeptisch blieben, und den Römern gefiel diese Neubesinnung keineswegs. Das war kein leichter Weg, der dort begann. Aber alles änderte sich, weil Jesus, wie letztlich nur er es kann, alles um sich vergaß und nur diesen einen Menschen sah. </p><p>Das tut er bis heute. Wer auch immer, warum auch immer, komme her zu ihm! Und bald wird sich alles ändern. Amen <br /></p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-25963827929694134542024-01-07T17:02:00.000-08:002024-01-07T23:42:27.258-08:00Es ist niemals zu spät<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLD_YRS73IpgmdmV895o30AcUfKuvXGbywl10iWENMzMxW7BmSmk6B25Jtf5eCIlynUJqrURcybbmIfP4cAqjlNwmCGcpWap8lWahbA-mBsuvK7Vk83PBNqDbVbqIClGM_xXyuHk5dGJXvLP1JXyrHtqW-DDx0WlbVBNnNInsi7tylfaZNn8MdFAdLGxSn/s1280/kingfisher-2363879_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLD_YRS73IpgmdmV895o30AcUfKuvXGbywl10iWENMzMxW7BmSmk6B25Jtf5eCIlynUJqrURcybbmIfP4cAqjlNwmCGcpWap8lWahbA-mBsuvK7Vk83PBNqDbVbqIClGM_xXyuHk5dGJXvLP1JXyrHtqW-DDx0WlbVBNnNInsi7tylfaZNn8MdFAdLGxSn/s320/kingfisher-2363879_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p>Ich war mit den Sternsingern unterwegs. Unsere Gruppe - drei Kinder als "heilige drei Könige", zwei junge Frauen und ich - ging in den uns zugewiesenen Straßen von Haus zu Haus, sang, sammelte Spenden für einen guten Zweck und versah die Haustüren mit dem Segen der Sternsinger: 20*C+M+B+24</p><p>"C+M+B", was wir gemeinhin als "Caspar, Melchior und Balthasar" kennen, die Namen der drei Könige, bedeutet eigentlich: <i>Christus mansionem benedicat </i>- "Christus segne dieses Haus". Die allermeisten Menschen öffneten uns und freuten sich sehr über die singenden Kinder und den Segen für ihr Zuhause, manche waren nicht daheim oder machten nicht auf, ganz wenige schlossen wortlos die Tür; in Geschäften und Restaurants applaudierte man und viele riefen uns zu sich, damit wir ihnen den Segen für Zuhause mitgaben, manche kamen uns auf der Straße mit Geld und Süßigkeiten hinterher, weil sie nicht dagewesen waren, als wir bei ihnen geklingelt hatten. Da holten wir den Segen sozusagen nach. </p><p>Kann es dafür eigentlich jemals "zu spät" sein? Ein Mann machte mich sehr nachdenklich an diesem - doch sehr schönen - Tag. Wir klingelten bei ihm, er öffnete, hörte sich die Kinder mit stillem Lächeln an, lobte sie herzlich und holte dann schnell etwas Geld für die Spendendose. Als die Kinder ihn fragten, ob er den Segen für sein Haus haben möchte, erwiderte er mit ruhiger Stimme: "Ich glaube, dafür ist es bei mir zu spät. Aber vielen Dank. Einen schönen Tag euch noch." Wir verabschiedeten uns und machten uns weiter auf den Weg. </p><p>Kann es für den Segen eigentlich jemals "zu spät" sein? Vielleicht war es auch eher amüsant gemeint, vielleicht wollte er - so nett er das Ganze auch fand - die Sache jetzt einfach schnell beendet haben und sich wieder seinem Tun widmen, vielleicht wollte er einfach keine Aufkleber an der Tür oder an der Hauswand, vielleicht war es aber auch sehr ernst gemeint. Wer weiß das schon? Zumindest klang es so. Ruhig geäußert, wie eine feste, bittere Einsicht über das Leben: Dafür ist es bei mir zu spät. </p><p>Wir wissen ja sehr oft so wenig voneinander. Es kommt nicht so häufig vor - auch in der Kirche nicht - dass jemand kommt und sagt: "Ich möchte mit Ihnen sprechen! Ich glaube, für mein Leben, für mich kann es keinen Segen mehr geben. Es ist zu spät." Das passiert so nicht. Es passiert bei Gelegenheiten wie diesen, beim Angebot von Segen, bei Wortwechseln, von denen man weiß, dass sie kurz bleiben, dass man sich nicht erklären braucht, oder halt in längeren Gesprächen, in der Seelsorge, wenn man Zutrauen gefasst hat ... Ansonsten wissen wir ja oft so wenig voneinander. </p><p>Angenommen, es war nicht nur ein lockerer Spruch, sondern ernst gemeint (und ich nehme Aussagen von Menschen zunächst einmal ernst): wer weiß schon, was ihn bewegt? Was bewegt ein Menschenherz zu dieser ruhig vorgebrachten Feststellung: Für Segen ist es bei mir zu spät. Und sei er auch nur von Menschen geschenkt (wenn man an Gott nicht glauben kann), aber für den Segen ist es zu spät. Was mag man erlebt, was mag man getan, was versäumt, was verloren oder vielleicht nie gehabt haben?, diese tiefen Fragen eines gelebten Lebens. </p><p>Und alles in mir möchte antworten: Es ist niemals zu spät! Es ist niemals zu spät für den Segen! Keine Jahre, keine Monate, keine Wochen und kein Tag, keine Stunde, keine Minute, kein Atemzug ist zu spät. Der Mann, der neben Jesus am Kreuz starb, sprach zu ihm: <i>Herr Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein! (Lk 23,42-43)</i></p><p>Zu drastisch und dramatisch<i> </i>für ein einfaches Menschenleben, diese Bibelszene? Nein, sie ist nicht zu drastisch. Nur diese drastischen Stellen können wirklich das ganze Menschenschicksal fassen, können wirklich bis zum Äußersten gehen, können wirklich das Tiefste berühren und versichern: Es ist niemals zu spät! Und wenn du auch nichts mehr tun kannst - buchstäblich, wie der Schächer am Kreuz oder der Sterbende auf dem Bett, oder im tieferen Sinne, weil Wiedergutmachung, Rückkehr, Ersatz, Versöhnung oder Erweckung eines Verlorenen nicht möglich sind - es ist niemals zu spät. </p><p>Es ist niemals zu spät für den Segen Gottes. Es ist niemals zu spät, Zutrauen zu ihm zu fassen und ihm dieses Menschenschicksal, all diese tiefen Fragen eines gelebten Lebens zu geben. Es ist niemals zu spät umzukehren und nach ihm zu suchen, der uns dieses Leben gab. Er will sich, heißt es, von uns finden lassen. Wir sind nicht verdammt, irgendwo zu enden und verloren zu gehen. Und was wir verloren glauben, die wir vergänglich sind und verfehlen im Leben, das bewahrt Er sicher, denn er ist das Leben. Was uns unverzeihlich ist, dort lehrt er uns, was Vergebung bedeutet und was sie vermag. Was uns vielleicht nie vergönnt war in diesem Leben und was wir entbehren mussten, das lässt er uns wahrhaftig finden. Was zu spät schien, das ist umgeben von seiner Gegenwart. </p><p>Heute, mein Herr, segne dieses Haus und sei bei ihm alle Tage, wie auch bei jedem anderen, der meint, es sei zu spät. Amen <br /></p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-9500617886155781442024-01-05T07:18:00.000-08:002024-01-05T07:29:33.969-08:00Was werde ich einmal weitergeben können?<p>"Ich bin ja jetzt eigentlich kein Christ oder so ... Ich gehe auch nicht in die Kirche usw. Aber wenn ich daran denke, dass ich mal Kinder haben will, dann überlege ich schon manchmal, was ich denen mal mitgebe oder in welchem Glauben ich die erziehe ... Ich weiß es nicht so genau ..."</p><p>Das sagte vor einigen Jahren ein junger Mann zu mir, ein Praktikant, mit dem ich über das berühmte "Gott und die Welt" sprach. Ich weiß nicht mehr, wie wir auf dieses Thema kamen, aber das weiß man bei solchen Gesprächen nachher meistens nicht mehr; das ist denen so zu eigen, man kommt von Hierhin nach Dorthin, und das ist ja eigentlich das Schöne daran.</p><p>Seine Gedanken beschäftigten mich und rührten mich auch, und immer mal wieder denke ich an dieses und andere Gespräche zurück: ein junger Mann, der mal eine Familie gründen will und sich Sorgen macht, was er seinen Kindern einmal wird mitgeben können. Darüber macht sich nicht jeder so ernste Gedanken, obwohl das so wichtig ist. Denn es sind ja nicht nur finanzielle Möglichkeiten und materielle Güter, die wir unseren Kindern einmal sicherstellen und mitgeben, nicht nur Nahrung und Kleidung, derer sie bedürfen, sondern sehr bald werden sie uns fragen und wissen wollen, wie wir die Welt sehen und verstehen, um sie dadurch selbst verstehen zu lernen. Und so wenig es gesund ist, dass Kinder einfach nur blind übernehmen, was die Eltern glauben und denken, und ihnen einfach nur nachsprechen, so wenig gesund ist es, sie damit einfach ganz alleine zu lassen. </p><p>Was werde ich einmal weitergeben können? Spätestens bei den Kindern, wenn man nicht mehr nur für sich selbst da ist, wacht diese Frage auf oder sollte aufwachen. Selbst, wenn man meint, zuvor alleine durchs Leben gekommen zu sein oder sich einfach nur nicht dessen bewusst ist, was einem mitgegeben wurde, spätestens bei den eigenen Kindern fasst einem diese Frage ans Herz und lässt nachdenklich werden. Es ist eine Frage <i>für </i>die Kinder und <i>nach</i> sich selbst. Das ist ganz oft so: unsere Kinder werfen die Frage auf, wer wir selbst sind, woraus wir leben, was wir vermachen. Und letztlich werfen sie diese Frage nicht nur den Eltern gegenüber auf, sondern der ganzen Gesellschaft gegenüber, denn wir leben nicht nur abgeschlossen in der Familienbande. </p><p>So vieles, was so existenziell wichtig ist für unser Dasein, wird wachgerüttelt, wenn wir Kinder in diese Welt setzen: In was für eine Welt gebe ich sie? Spüren und wissen sie, dass sie geliebt werden? Lernen sie, sich selbst zu lieben, wie sie geliebt sind? Aus welcher Liebe, aus welcher Quelle schöpfe ich selbst für mein Leben? Was kann ich mitgeben? Ist das alles hier einfach nur das irdische, menschliche Miteinander, oder ist es mehr als das? </p><p>Wenn wir es nicht zuvor schon erkannt haben, im eigenen Herzen, in der Liebe, in der Familie, aus der man selbst kommt, in tiefen Freundschaften, in einer Gemeinschaft, wo auch immer, spätestens bei den eigenen Kindern kann man begreifen, dass das Geheimnis des Lebens größer und tiefer ist als dieses sichtbare irdische Treiben. Sollten wir es auch vorher aus den Augen verloren haben, als wir glaubten, wir gehen allein, spätestens bei den eigenen Kindern ist uns das zu wenig. Sie sagen uns ohne Worte, dass sie mehr sind als das, was wir hervorbringen können, dass wir selbst mehr sind als das, was unsere Eltern hervorbringen konnten. Sie erklären nicht, sie philosophieren nicht wie ich es hier tue, sondern ihr ganzes Dasein spricht zu uns. Und in den Herzen der Eltern wird der Wunsch, wird die Hoffnung geweckt, dass Jemand auf sie aufpasst, der höher ist als wir, der bei ihnen ist, wenn wir es nicht können oder eines Tages nicht mehr sind.</p><p>Durch die Kinder kann man lernen, was Glaube bedeutet, was Liebe bedeutet, was Hoffnung bedeutet, diese drei, die in der Bibel so angepriesen werden (vgl. 1Kor 13,13). Und auch wer meint, Gott und seinen Glauben schon gut zu kennen, er lernt ihn durch seine Kinder wieder neu kennen. Ganz vieles, wovon der Glaube redet, wird so klar und lebendig, wenn man Kinder hat, und konnte man zuvor gar nicht wirklich ermessen. Aber das wäre eine eigene Andacht wert. <br /></p><p>Was werden wir einmal weitergeben? Ich weiß nicht, wie es bei ihm weiterging; der Kontakt verlor sich mit den Jahren. Ich wünsche ihm und der Familie, die er vielleicht inzwischen hat, Gottes Segen, und erinnere mich gerne an ihn.<br /></p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjCFYPFTPlPnxct7f7N_SgumznoCwxUQwntqqP28xnK-mNfqZybNLwO2-eEsRndTjcpz5dwg7dpofn1XPEJMqqA4mti8q-n4LzZflv667DCUOjP_mvfT49bkCH1JuWc1hKetEIFTIF1NjM6LVglruqgCVIeE73CNq-KGkFCkwpaaVHODp6cnqnMUbC-DzCQ/s1280/father-and-son-2258681_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="755" data-original-width="1280" height="189" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjCFYPFTPlPnxct7f7N_SgumznoCwxUQwntqqP28xnK-mNfqZybNLwO2-eEsRndTjcpz5dwg7dpofn1XPEJMqqA4mti8q-n4LzZflv667DCUOjP_mvfT49bkCH1JuWc1hKetEIFTIF1NjM6LVglruqgCVIeE73CNq-KGkFCkwpaaVHODp6cnqnMUbC-DzCQ/s320/father-and-son-2258681_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-85299213855702465702024-01-03T14:11:00.000-08:002024-01-03T15:06:35.183-08:00"Rahel beweint ihre Kinder" - Die Flucht der Familie Jesu nach Ägypten und der Kindermord in Bethlehem<p style="text-align: center;"><i>Eine Stimme ist in Rama gehört worden, viel Jammern, Weinen und Wehklagen; Rahel beweint ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, denn sie sind nicht mehr. </i>(Mt 2,18; vgl. Jer 31,15)</p><p style="text-align: center;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMyIoEBQT0gzG7inEqzAH5kF63OZyb8aaam3ETjdVenD9mwZ6x5U0OE1-WTJG4JGbfIo-7vg9-AgQjUBHuCYJ-k3lsRLHEO69y9oZ80D2u5JPRcLNIca1RRSK0nN7vCZDmcmSWWkq6T7pZ8FnL0MZQ6tOmLbqFWs4c1Q4tnCDrymsUv0CxWDKgFE6_VGm2/s1280/nativity-447767_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMyIoEBQT0gzG7inEqzAH5kF63OZyb8aaam3ETjdVenD9mwZ6x5U0OE1-WTJG4JGbfIo-7vg9-AgQjUBHuCYJ-k3lsRLHEO69y9oZ80D2u5JPRcLNIca1RRSK0nN7vCZDmcmSWWkq6T7pZ8FnL0MZQ6tOmLbqFWs4c1Q4tnCDrymsUv0CxWDKgFE6_VGm2/s320/nativity-447767_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: left;">Diese Worte des Propheten Jeremia greift der Evangelist Matthäus in seinem Bericht des Lebens Jesu auf. Er verleiht damit dem Drama eine Stimme, das sich nach Jesu Geburt in Bethlehem und der umliegenden Gegend ereignete. </p><p style="text-align: left;">Jesus war in Bethlehem geboren worden und Sterndeuter aus dem Morgenland hatten sich beim damaligen König Herodes nach ihm erkundigt: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Ein Stern hat uns hergeführt, in diese Gegend, denn hier soll er geboren sein. Und wir sind gekommen, um ihn zu ehren." Herodes, von der römischen Oberhoheit über das Gebiet Judäa zum König eingesetzt, war erschrocken über diese Nachricht, denn er sah seine Machtstellung dadurch angetastet. Er ließ die Priester und Schriftgelehrten kommen, die ihm die alte Verheißung bestätigten: Der Messias, der ersehnte König Israels, sollte in Bethlehem geboren werden. So schickte Herodes die Weisen aus dem Morgenland los, um das Kind zu finden und ihm dann Bescheid zu geben. "Auch ich will dann kommen, um es anzubeten!", behauptete er vor ihnen.</p><p style="text-align: left;">Er machte sich nicht die Mühe, das Kind selbst zu suchen, geschweige denn, sich damit auseinanderzusetzen, was diese Verheißung und dieses Kind bedeutete; das tun Menschen mit einer solchen Gesinnung nie. Er wollte lediglich, dass dieses "Problem" beseitigt wird und setzte darauf, dass die fremden Reisenden seiner Anweisung gehorchten. Und wenn sie das Kind finden und ihm Nachricht geben würden, dann würde er immernoch nicht selbst kommen, dem Kind selbst in die Augen sehen, sondern er würde Leute schicken um es zu töten. Dieser König tut in dem ganzen Bericht des Matthäusevangeliums nahezu nichts, außer "Eingesetzt-sein" durch Rom, um seine Macht zu fürchten, zu hassen, Befehle zu erteilen und letztlich zu sterben. Was für ein herrschaftliches Leben! Was für ein Trauerspiel! </p><p style="text-align: left;">Der neugeborene König, den Herodes beseitigt haben will, wird ganz anders sein. Er wird alles selbst tun. Er wird unentwegt handeln, er wird verstehen, er wird reden, er wird sich auf die Suche machen nach den Menschen, wird die Schwachen aufrichten, die Trauernden trösten und die Kranken heilen. Seine Kleider sind nicht weich, sondern sein Gewand ist rauh und seine Füße sind staubig von der Erde und schmerzen von langen Wegen. Er ist nicht eingesetzt von irgendeinem Staat, weder von Rom noch sonst irgendeinem Reich; er fürchtet nicht um seine Macht, er hasst nicht, sondern er liebt, er erteilt keine Befehle, sondern er zeigt den guten Weg. Man wird ihn später den "König der Könige" nennen, den Maßstab all dessen, was sich König oder königlich nennen darf. </p><p style="text-align: left;">Die Weisen aus dem Morgenland finden diesen König in einer einfachen Herberge, Kind einfacher Eltern, ohne Hofstaat, ohne Prunk, ohne Schätze und kostbare Gewänder - und sie missverstehen es nicht, berichtet Matthäus, sondern verehren ihn und bringen ihm ihre Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe, königliche Geschenke für eine arme Familie. Im Traum werden sie gewarnt, heißt es, nicht zu Herodes zurückzukehren, und so ziehen sie auf anderem Wege zurück in ihre Heimat nach Persien. Als Fremde aus einem anderen Volk, einer anderen Kultur und Religion waren sie den weiten Weg gekommen und wussten den König mehr wertzuschätzen als jene aus dem Volk, das ihn erwartet hatte und für sich beanspruchte. Das wird sich immer wieder zeigen im Laufe der Geschichte und uns den Spiegel vorhalten, dass andere ihm mehr Achtung und Respekt entgegenbringen als wir, die wir uns Christen nennen, oder an anderen Menschen tun, was in seinem Sinne ist, obwohl sie sich nicht zu ihm bekennen. So auch diese Weisen aus Persien, Zarathustrier vermutlich, die das Land nicht als konvertierte Juden (geschweige denn als Christen) verließen, sondern eine Begegnung nahmen sie mit: Den neugeborenen König, den, den wir gesucht haben, wir haben ihn gefunden!</p><p style="text-align: left;">Doch immernoch war dieser "König" in Gefahr: Herodes würde bald merken, dass die persischen Sterndeuter ihm ausgewichen waren. So wurde auch Josef, Jesu Vater, im Traum von dem Engel Gottes gewarnt, er solle Frau und Kind nehmen und nach Ägypten flüchten. Wieder ein fremdes Land, das ihn, den neugeborenen König, aufnimmt, sogar jenes Land, das zweitausend Jahre zuvor die Hebräer versklavt hatte; jetzt wird es zum Zufluchtsort für die kleine Familie. Alle Feindbilder, die das menschliche Gemüt so gerne bedient und pflegt, werden in dieser kurzen Erzählung gekippt. "Aus Ägyptenland habe ich meinen Sohn gerufen", zitiert Matthäus (vgl. Hos 11,1) und sagt uns damit: All das reicht tiefer, als wir und unsere oft oberflächlichen und voreingenommenen Auffassungen ermessen können.</p><p style="text-align: left;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEirDGn6lnsYuVkFzrFtMx8OaLE0w1JTZG8qReAra4KrOmn0F6qXqFQl_ORXoG2T0se5RGSiy7i7ilO7DF4eEcyjAIM6pj7MDNG1teaDw2V0qn92ifAAyAj7T-SdujH_lPZTgPSemwzS56cXhir2QgBoDsh0lxg0VWkfGx_ZiSeyV87wJh3Bo7WruNsuKkR0/s1280/parma-1890723_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEirDGn6lnsYuVkFzrFtMx8OaLE0w1JTZG8qReAra4KrOmn0F6qXqFQl_ORXoG2T0se5RGSiy7i7ilO7DF4eEcyjAIM6pj7MDNG1teaDw2V0qn92ifAAyAj7T-SdujH_lPZTgPSemwzS56cXhir2QgBoDsh0lxg0VWkfGx_ZiSeyV87wJh3Bo7WruNsuKkR0/s320/parma-1890723_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p style="text-align: left;">Dann kommt das Drama: Herodes begreift, dass die Weisen nicht zu ihm zurückkommen, wird zornig und lässt alle Jungen bis zu zwei Jahren in seinem Herrschaftsgebiet töten, um sicherzustellen, dass dieser angekündigte König ausgelöscht wird. "Die Stimme in Rama erklingt", zitiert Matthäus nun, "Jammern und Weinen und Wehklagen; Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr sind." Rama bedeutet "Anhöhe, Hügel": von dort aus schaut der Prophet auf das Geschehen und sagt, Rahel, die Stammmutter der israelitischen Stämme, weint um ihre Kinder ...</p><p style="text-align: left;">So viel Verheerung und Leid durch den einfachen Befehl eines ansonsten so untätigen Menschen, der einfach nur "König" sein will. So viel Unruhe, Zorn und Grausamkeit wegen eines neugeborenen Kindes, wegen einer Prophetie, der er ja offensichtlich glaubt, die er aber nicht hinnehmen will. Darunter haben dann zahlreiche andere Kinder zu leiden und zu sterben, zahlreiche Eltern vergehen vor Schmerz wegen des einfachen Befehls eines sogenannten Königs und seines Wahnsinns. Leider sind all solche Dinge nicht Vergangenheit, sondern finden sich bis heute in der Welt. Sie nennen sich Könige oder Präsidenten, das ist einerlei, es ist ihnen die Regierung über andere anvertraut und daran haben sie sich zu erweisen; es seien die Kinder Rahels oder die Kinder anderer Völker, da ist kein Unterschied, wenn alle Menschen Gottes Kinder sind und wenn alle - sowohl aus Israel als auch aus den "fremden Völkern" - zu Gott gerufen sind. Denn genau das ist die Geschichte dieses "neugeborenen Königs", die Matthäus hier einleitet: er wird erweisen, was Königtum bedeutet und wird die Grenzen der Völker hinwegnehmen.</p><p style="text-align: left;">Herodes hat den "neugeborenen König" nie gesehen, der ihn so sehr in Aufruhr versetzt hatte. Er starb und Josef und Maria kehrten mit Jesus zurück ins Gebiet Galiläa, nach Nazareth. Dort wuchs er auf und begann, zu den Menschen zu reden: <i>Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihnen ist das Reich der Himmel offen! Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden ... (Mt 5,1ff.)</i></p><p style="text-align: left;"><i> </i></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><i><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmS-MyH_IOyeiImVE9nb-i31PcqUMLOl_v7V4yWX2b4gKdewu2_xMT6aGwMXkO7DG1ujvtQlJQIQ7u40LOZQaW1z4DcaHbZh_6sP0lZYLa74ZIdh5dKgAO9m5l8Zv9U0vC1i71VPFhcPJgRDz1rH0d7T-bSdDiHAE_fGIXntk5neQlJ4iu_-e07G9t7qh2/s1280/jesus-4929681_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="723" data-original-width="1280" height="181" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmS-MyH_IOyeiImVE9nb-i31PcqUMLOl_v7V4yWX2b4gKdewu2_xMT6aGwMXkO7DG1ujvtQlJQIQ7u40LOZQaW1z4DcaHbZh_6sP0lZYLa74ZIdh5dKgAO9m5l8Zv9U0vC1i71VPFhcPJgRDz1rH0d7T-bSdDiHAE_fGIXntk5neQlJ4iu_-e07G9t7qh2/s320/jesus-4929681_1280.jpg" width="320" /></a></i></div><i><br /></i><p></p><p style="text-align: left;">Guter Gott, du König des Universums, lass die Könige und Regenten dieser Erde lernen, was es verdient, "königlich" genannt zu werden, schenke ihnen Weisheit und Einsicht für das, was sie tun und für jene, die ihnen anvertraut sind. </p><p style="text-align: left;">Rufe zu dir alle Völker, auf dass sie lernen, was das heißt: das Reich Gottes ist unter uns! Zu erkennen, dass wir alle von Dir geschaffen sind, alle einander verwandt, und dass wir alle füreinander Sorge tragen sollen in diesem Leben.</p><p style="text-align: left;">Tröste die Trauernden, die Mütter, die ihre Kinder beweinen, die ihnen genommen wurden, dieses unfassbar tiefe Band, das zerrissen wurde, die Väter, die nach ihren geliebten Söhnen und Töchtern schreien, die Kinder, die ihre Eltern suchen und nicht finden, die Geschwister, die getrennt wurden, die Menschen, die nach einander rufen, als würden sie fragen: Ist dort irgendwo ein Mensch? Ist dort irgendwo ein Mensch in dieser Welt? </p><p style="text-align: left;">Amen<br /></p><p style="text-align: left;"> <br /></p><p style="text-align: left;"><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-52250619528610164522023-12-30T08:51:00.000-08:002023-12-30T12:14:45.066-08:00Vom Neubeginn<p>Wieder ein Jahreswechsel. "So schnell vergeht die Zeit", sagen wir immer. Wie wird es wohl werden, das neue Jahr, was wird es bringen? </p><p>Meistens ist es ja so am ersten Januar: man wacht auf, mehr oder weniger müde, mehr oder weniger verkatert vielleicht, und man wird im Spiegel im Badezimmer in dasselbe Gesicht blicken. Von gestern auf heute haben wir uns zugeprostet, uns Glückwünsche ausgesprochen, uns Segen gewünscht, haben uns umarmt und geküsst, haben Vorsätze gefasst ... Und nun ist alles eigentlich wie immer, das Leben geht ungehemmt weiter und der große Neubeginn, den wir vor einigen Stunden gefeiert und gefühlt haben, scheint mit der Nacht vergangen zu sein.</p><p>Dieses ganz "all-tägliche" Leben, das weitergeht, dieses gleiche Gesicht im Spiegel, sie bleiben uns treu, und auch im Weltgeschehen, in den Nachrichten und Zeitungen ändert sich wegen des Jahreswechsels nichts - wo gerade Frieden herrscht, dort herrscht Frieden, wo Unfriede und Krieg wüten, dort wüten sie immernoch, wo Katastrophen sind, dort sind Katastrophen, und wo angenehmes Wetter erfreut, dort erfreut angenehmes Wetter, die Gesunden sind gesund, die Kranken sind krank geblieben ... Das Leben nimmt alles, was es beinhaltet, schonungslos mit ins neue Jahr.</p><p>Die Zeit um den Jahreswechsel lädt dazu ein, darüber nachzusinnen, was <i>Neubeginn</i> bedeutet. Der Mensch, der dort in den Spiegel blickt, betrachtet nicht nur einfach dasselbe Gesicht wie vor einigen Stunden, sondern er betrachtet zugleich all das Leben, all die Jahre, all die Erfahrungen, Begegnungen und Beziehungen, die ihn zu dem gemacht haben, was er sieht. Gleichsam hat er ein Geheimnis vor sich, der Weg, der vor ihm liegt, der Mensch, zu dem er noch werden wird, das, was unsichtbar ist. Und auch im Weltgeschehen, in den Nachrichten und Zeitungen sieht der Mensch das verwobene, so gewordene Bild der Welt, und zugleich atmet und lebt darin schon all das, was der Lauf der Geschichte noch offenbaren wird. </p><p>Neubeginn ist viel mehr als ein gefasster und umgesetzter Vorsatz. Neubeginn braucht Wachstum, er braucht Glaube und Vertrauen in das, was die Augen nicht sehen. Dieser Glaube ist die Kraft, die all das verwandeln kann, was wir (scheinbar so gleich und unverändert) im Spiegel und in der Welt betrachten. Er ist das Licht, das, möge es einmal entzündet sein, aus unserem Innern hervorleuchtet, wie müde wir vielleicht auch gerade in den Spiegel schauen.</p><p>Mögen unsere Sinne und Herzen dafür verändert werden. Denn dieser Glaube erscheint ebensowenig einfach als Wert für sich allein, wie sich auch Neubeginn nicht einfach einstellt und dann da ist. Glaube lebt aus der Beziehung zu Gott, dem Ewigen. Er entzündet den Glauben in unseren Herzen, er schuf die Welt und uns, er kennt ihre ganze Geschichte wie auch unsere, er tat das, was Neubeginn wirklich bedeutet: inmitten dieser Welt, inmitten des Lebens von Menschen ließ er den Himmel anbrechen, wie Jesus sagte: <i>Kehrt um, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen! (Mt 4,17)</i></p><p>Die Umkehr zu Gott, das bedeutet, sein Herz wieder auf Gott auszurichten, sein ganzes Dasein und das Weltgeschehen wieder in der Beziehung zu Gott zu begreifen.<i> </i>Das Reich der Himmel inmitten dieser Welt bedeutet die Botschaft, dass Gott uns liebt und wir seine Söhne und Töchter sind, der er uns ja geschaffen hat. Diesen "Himmel" öffnet er in unseren Herzen, wenn wir glauben, und hat uns anvertraut, ihn in dieser Welt zu leben und zu verkünden, bis er ihn eines Tages vollenden wird.<br /></p><p>Mögen wir immer wieder umkehren zu Gott und als Zeichen dieses Neubeginns leben und wirken, im neuen Jahr, in<i> </i>dieser Welt, für die Menschen. Möge das für uns in dieser Zeit des Jahreswechsels nachdenkenswert und erstrebenswert sein und unser Herzensanliegen über allen guten Vorsätzen, die man vielleicht fasst; wenn wir uns zuprosten, wenn wir uns Glückwünsche aussprechen, uns Segen wünschen, uns umarmen und küssen. </p><p>Auf ein neues Jahr!<br /></p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhF7DvIKMju10Fr5XO8Ez9yCVBkMusKdrZWXOuiSX6SYMlAsO1kiNL9ELqx7QaR3xz_DoYbX5_Xo8s8hEllxvMdurlwWB6ZvAbbz8FmE7PPNTySzfPj9JHqZ-PIAKm7U-cn78hKCsUfAXZQgRvvWOJ4CzEV-hmmjo2DroYQNEkpGRNAsABYuhe95IYETz0T/s1280/sparkler-477598_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhF7DvIKMju10Fr5XO8Ez9yCVBkMusKdrZWXOuiSX6SYMlAsO1kiNL9ELqx7QaR3xz_DoYbX5_Xo8s8hEllxvMdurlwWB6ZvAbbz8FmE7PPNTySzfPj9JHqZ-PIAKm7U-cn78hKCsUfAXZQgRvvWOJ4CzEV-hmmjo2DroYQNEkpGRNAsABYuhe95IYETz0T/s320/sparkler-477598_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p><br /></p><p><i> </i><br /></p><p><i> </i><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-40159052329070874402023-12-10T18:26:00.000-08:002023-12-10T23:20:42.420-08:00Hiob, das Unglück und die Auferstehung<p><i><br /></i></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjrLt67hbQF4KwEuk56Yv3VSiulpWjhQZmJJBsJ9nodvE3iGWNbdhYFoq4Pbud0Nbd7s0Y58BrRWimpK1PA1qafAy95i28wMS1HCPR-8KJa6UNDzbihzGG8jkLX-awk4-adSh1paXStJRgCtPc2zvXI-xaoc9ICyndtNDBWcLD0UQR3ye2s36RIVDz_38f4/s1280/olive-trees-517437_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="532" data-original-width="1280" height="199" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjrLt67hbQF4KwEuk56Yv3VSiulpWjhQZmJJBsJ9nodvE3iGWNbdhYFoq4Pbud0Nbd7s0Y58BrRWimpK1PA1qafAy95i28wMS1HCPR-8KJa6UNDzbihzGG8jkLX-awk4-adSh1paXStJRgCtPc2zvXI-xaoc9ICyndtNDBWcLD0UQR3ye2s36RIVDz_38f4/w372-h199/olive-trees-517437_1280.jpg" width="372" /></a></div><br /><i><br /></i><p></p><p><i>Ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er sich über dem Staub erheben und vor mir stehen; und ist auch meine Haut noch so zerstört, ich werde doch Gott sehen, aus meinem Fleisch heraus werde ich ihn sehen, mit meinen eigenen Augen, ich und kein anderer; (Hiob 19,25-27)</i></p><p>Das sagt Hiob in einem der schönsten Sätze des ganzen Buches. Mit einem einzigen Satz bezwingt er all das Verderben, das über ihn gekommen ist, das sein ganzes frommes und wohlhabendes Leben zerstört, seine Kinder genommen, seine Ehe zerrüttet und seine Gesundheit schwer angegriffen hat. Der Satan, so erzählt es die Geschichte<i> </i>am Anfang, hatte vor Gott Hiobs Treue angezweifelt und eine Probe vorgeschlagen: "Jetzt geht es ihm gut und er hat alles und ehrt dich. Aber lass mich ihn antasten und du wirst sehen, wie er dir abschwört und dich verflucht!" Gott gestattet es, nur soll Hiob am Leben bleiben. (vgl. Hiob 1,6-12) So brechen lauter Unglücke über Hiob herein, zuerst wird sein großer Besitz von umliegenden feindlichen Stämmen geraubt, dann kommen seine Söhne und Töchter bei einem Sturm ums Leben. Hiob leidet zutiefst, hält aber Gott die Treue und lobt ihn. Die Szene wiederholt sich, der Satan tritt mit den anderen Gottessöhnen vor Gott auf, zweifelt wieder Hiobs Glauben und Rechtschaffenheit an, wenn ihm nur genug Leid widerfährt (vgl. Hiob 2,1-7). Bisher war es nur das, was er "besitzt", er selbst aber war verschont geblieben. <i>Haut um Haut, </i>spricht der Satan, <i>der Mensch gibt ja alles, was er hat, für sein Leben. Aber strecke deine Hand aus und taste seine Knochen und sein Fleisch an, dann wird er sich von dir lossagen!</i></p><p>Wieder gestattet Gott es und Hiob wird von schlimmen Geschwüren und Wunden befallen, das, was man "Elend" nennt, hat sein Höchstmaß erreicht. Hab und Gut, die<i> </i>geliebten Menschen und die eigene Gesundheit, alles ist zerschlagen worden und der Mann Hiob ist zu einem Drama geworden. Er bleibt still, setzt sich in die Asche (ein Zeichen für die Vergänglichkeit des Lebens) und sogar seine Frau kann es nicht mehr ertragen und sagt ihm, er solle Gott absagen und sterben. Hiob aber bleibt, wie es im Hebräischen heißt, <i>tummah</i>, "unsträflich, vollkommen". "Wir haben soviel Gutes von Gott empfangen und nehmen es an, und das Böse sollten wir nicht annehmen?", erwidert er und verbleibt in seiner Haltung. Nun hat sich also auch noch seine Frau von ihm entfremdet, die das Unglück nicht mehr aushält und ihren Mann so nicht mehr ansehen kann, und der letzte Trost, der einem Leidenden noch bleibt, Partnerin oder Partner, ist dahin.</p><p>Hiobs Freunde hören von seinem Schicksal und kommen zu ihm, um ihm beizustehen. Das tun sie zunächst auf großartige Weise: sie setzen sich still zu ihrem Freund, sieben Tage und sieben Nächte, und sind einfach nur da. Im Judentum gibt es später und bis heute den Brauch des <i>Schiv`a</i>: die Angehörigen eines Verstorbenen sitzen die ersten sieben Tage nach der Beerdigung auf niedrigen Stühlen und trauern gemeinsam.</p><p>Als Hiob dann seine Stimme erhebt und sein Unglück beklagt, ist auch das Schweigen der drei Freunde beendet und sie halten lange Reden darüber, was wohl der Grund für Hiobs Elend sei. Sie alle suchen, wie es die Art von uns Menschen ist, den Sinn des Geschehens zu erfassen, und das tun wir, indem wir Kausalzusammenhänge zu ermitteln versuchen: "Das ist so gekommen, weil ..." Auf diese Weise will der Mensch Kontrolle (wieder-)erlangen über Ereignisse und Schicksale, denen er ansonsten ausgeliefert ist. Zudem war dort ein Verständnis vorherrschend, das durchaus seine Berechtigung hat, nämlich die Erfahrung, das Tun und Ergehen zusammenhängen, oder das Prinzip von Saat und Ernte (vgl. Gal 6,7). Was dir widerfährt, ist Gottes Heimsuchung aufgrund deiner Verfehlungen und Sünden.</p><p>Jahrhunderte später werden Jesu Jünger ihm eine solche Frage stellen, als sie einen blinden Menschen sehen: "Wer hat gesündigt, dass er so blind geboren wurde, er oder seine Eltern?" "Weder noch", antwortet Jesus ihnen, "sondern heute wird Gottes Herrlichkeit an ihm offenbar", und er heilt den Blinden (vgl. Joh 9,1-7) Jesus gestattet hier keine Herleitung von Gründen, von Verfehlung und Gebrechen, sondern er heilt den Menschen und weist damit auf die Auferstehung. Jesu Heilungen sind immer beides: Zeichen der Vergebung und Erlösung und Zeichen der Auferstehung und der Vollendung von Gottes Reich. Menschliches Gebrechen ist da, welcher Form auch immer und welcher Ursache auch immer, die man teilweise ausfindig machen kann; das Geschöpf, die ganze Schöpfung, sie sind verwundet und unvollkommen, das ist offensichtlich und braucht nicht lange debattiert zu werden. Die Beweggründe, warum Gott diesen so und jenen so ins Leben gab, sie gehen uns erstens nichts an und zweitens würden wir sie gar nicht verstehen. Wie er sie aber liebt, diesen und jenen, sie alle, das ist es, was wir wissen müssen und wozu der Sohn Gottes gekommen ist, es uns zu zeigen. </p><p>So hält auch Hiob gegen alle Reden seiner Freunde daran fest: "Ich bin unschuldig! Ich habe nichts getan, was dieses Unglück erklären kann!" Und in all dem verständlichen Wehklagen, in all dem Kummer, den er frei und offen äußert, leuchtet jener Satz auf wie ein helles Licht: <i>Ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt!</i> Und ich werde ihn sehen, sagt er, mit meinen eigenen Augen, aus meinem Fleisch (<i>basar</i>), ich, und kein Fremder. Die Hoffnung auf die Auferstehung verkündet er hier in einer Zeit (man vermutet ca. 1000-500 v. Chr.), als dieser Glaube noch nicht so allgemein etabliert war, wie er es heute in Judentum, Christentum und Islam ist, oder sogar großteils noch fremd. Die Menschen damals glaubten, ihnen sei dieses Leben hier gegeben, hofften, möglichst "alt und lebenssatt" zu sterben, zu den Vorfahren versammelt zu werden und in der Nachkommenschaft weiterzuleben (vgl. 1Mo 25,8 & 1Mo 13,16). Im <i>Scheol</i>, dem Totenreich, existierte man in einer Art Dämmerzustand, der nicht wirklich bzw. gar nichts mit Leben zutun hatte. Die Kerze war erloschen, mehr wusste man nicht. Jene geheimnisvollen Stellen in den biblischen Schriften (wie hier bei Hiob), die schon sehr früh die Auferstehung ahnen lassen, sind wie goldene Fäden in das Gewebe eingelassen, ähnlich der Hoffnung auf den Messias; keine durchdeklinierte, "fertige" Welterklärung, sondern lebendig-gewachsene Geschichte, Offenbarung und Erkenntnis. </p><p><i>Ich werde ihn sehen</i>, sagt Hiob, <i>ich, und kein Fremder.</i> Der Erlöser und die Auferstehung, sie hängen untrennbar zusammen. Beides war eine Frage der Gerechtigkeit. Wenn der Ewige, der diese Welt geschaffen hat, eines Tages Gerechtigkeit aufrichten wird, eines Tages Sein Reich vollenden wird, dann bleiben wir nicht im Tode, sondern dann wird er uns erwecken. Denn niemand, so glücklich und lebenssatt er oder sie auch sterben mag, kommt ganz zu seinem oder ihrem Recht, und selbst wenn man das für sich selbst behaupten würde, sind da immernoch unzählige andere und nicht zuletzt Gott selbst, der in dieser unserer Welt nicht den Platz hat, der ihm gebührt. Es ist nicht recht, wie es in dieser Welt zugeht. Deshalb konnte die Vorstellung, man lebe sein Leben, zeuge Nachkommen, sterbe "lebenssatt" und lebe in seinen Kindern und Kindeskindern fort, alleine nicht durchhalten. Wenn der Ewige der Gott aller Menschen ist, dann ist das zu wenig. Wenn der Lebendige eines Tages Sein Reich vollenden wird, dann kann der Tod nicht bleiben und wir können nicht in ihm bleiben. Wenn er uns so gewollt und geschaffen hat, wie wir sind, dann wird kein "Fremder", keine "Fremde" auferstehen und Gott sehen, sondern ich werde ihn sehen, mit meinen Augen, ich, und kein Fremder. Wenn er, der uns Leib und Sinnlichkeit geschenkt hat und uns bereits hier so wunderschön gemacht hat, uns neues Leben geben wird, dann werden wir nicht einfach "Geister" sein, irgendwelche spirituellen und undefinierbaren Wesen ohne Gesicht, sondern "aus unserem Fleisch" werden wir leben und da sein. Die biblische Erzählung und Hoffnung ehrt den Leib, sie verneint ihn nicht, sie ehrt das Leben, nicht den Tod.<i><br /></i></p><p>Sie ehrt all das, was Hiob genommen wurde in seinem Unglück und worum er trauert. Er beklagt schließlich direkt vor Gott sein Schicksal und erhält die Antwort, die wir schon berührt haben: "Wer bist du, Menschenkind, dass du dies auszuloten versuchst?" (vgl. Hiob 38-41) Hiob sieht seine Unwissenheit ein, bittet um Vergebung, sowohl für sich als auch für seine Freunde, und der Ewige wendet sein Geschick. Hiob erhält ein erfülltes Leben wieder (vgl. Hiob 42). Und jene Einsicht, die ihm im schlimmsten Übel aufgeleuchtet ist und die seine ganze Rechtfertigung und Zuversicht gegen die Spekulationen seiner Freunde und gegen alles Verderben in der Welt war, jene Einsicht wird er wohl nie mehr vergessen haben: <i>Ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt.</i></p><p>All diese goldenen Fäden im Gewebe, die immer stärker durchschimmerten in den Gedanken, in den Herzen, in den Sehnsüchten und Hoffnungen Israels, in den Worten und Visionen der Propheten, in den Verheißungen Gottes, sie fanden ihr Leben und ihre Erfüllung in dem Sohn, der kam und der <i>Jesus </i>genannt wurde. Dieser Erlöser, der sich über dem Staub erheben wird, das sei er, versichert er an einer Stelle gegenüber Martha, deren Bruder Lazarus gestorben war. "Ich weiß, mein Bruder wird auferstehen am Jüngsten Tag", sagt die trauernde Martha, worauf er erwidert: <i>Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Joh 11,25)</i><br /></p><p><i> </i><br /></p><p><i> </i><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-46167277234494055222023-11-28T06:12:00.000-08:002023-12-28T07:35:31.347-08:00Gegeben<p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxNj4U3tQVfIGIyPgosL8hM_ynr3dElqnt6c86nm1BnatproHfJ7a0zEY0FVDEDl0OX6LQXGOiXHizL8_Dw_ZGT2LhloC4pks0J-T1jU0_qE56qXaT9yFCs4MtmnxuGVJpDTk7Kah7uIg_SYFsaEs-OLhcHHFtWeTo4nSkGcB2b9-JkBQE31RfBQtSJpL2/s1280/portrait-7909587_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxNj4U3tQVfIGIyPgosL8hM_ynr3dElqnt6c86nm1BnatproHfJ7a0zEY0FVDEDl0OX6LQXGOiXHizL8_Dw_ZGT2LhloC4pks0J-T1jU0_qE56qXaT9yFCs4MtmnxuGVJpDTk7Kah7uIg_SYFsaEs-OLhcHHFtWeTo4nSkGcB2b9-JkBQE31RfBQtSJpL2/s320/portrait-7909587_1280.jpg" width="320" /></a><span style="text-align: left;"></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="text-align: left;"><br /></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="text-align: left;"><br /></span></div><p>"Was bin ich?", fragt der Roboter Sonny in dem Film <i>I-Robot</i>. <br /></p><p>"Wer bin ich?", fragt der Mensch seit Urzeiten.</p><p>Wer bin ich? Ich wurde einfach in diese Welt geboren, niemand fragte mich danach; ich wuchs auf und irgendwann blickte ich in den Spiegel in ein Gesicht, das wie das einer fremden Person war. Man wirft einen skeptischen Blick in den Spiegel und ein ebenso skeptischer Blick kommt vom Spiegelbild zurück.</p><p>Wer bin ich? Wie sehe ich aus? Wie gefalle ich wohl anderen? Gefällt mir eigentlich selbst, was ich dort im Spiegel sehe? Wenn das ich bin, warum finde ich dann in mir selbst kein Zuhause? Warum ist alles in mir so aufgewühlt, Gedanken und Gefühle, ein Wirrwarr, wie ein Schiff auf dem Meer? Warum ist so vieles gegeben, was ich nie entscheiden konnte und wonach ich nie gefragt wurde (Geburtsort, Familie, Name, Geschlecht, Aussehen, usw. usw.)<br /></p><p>Ich entwerfe Bilder von mir selbst, wer und wie ich sein will, wie ich auftrete, wie ich wirke, wie meine Stimme sich anhört, welche Körperhaltung ich habe, usw. Und wenn ich mich gerade wohl in mir selbst fühle, mich wohl fühle in meiner Vorstellung, dann trete ich nach draußen und alles gerät wieder ins Schwanken und ich kann das Bild nicht aufrecht erhalten, das ich mir ausgemalt habe ... </p><p>Ich glaube mich gerade gefunden zu haben und verliere mich wieder, ich habe gerade Vertrauen gefasst (in mich selbst, in die Welt) und wieder wird mir alles fremd und unsicher ...<br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK3WNRpvQqD4nVYlw_VxdaZXXazwgDLFOFlfLCsY-sRJK79qEP39nas6_4ZE1OZeJ5j3Wmv6F1C66UZ8Ma_CXDF4nLePnJO2GQo9SHAzyYIHgK-_SEf2jwxzcgvVXrM2RRfgcuJO0Tl5CNJI8rXq19S-2zjE8AwEGRBbdPBR7eMqpMm5-OWHSDwnK8kLg_/s1280/ai-generated-8344048_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="853" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK3WNRpvQqD4nVYlw_VxdaZXXazwgDLFOFlfLCsY-sRJK79qEP39nas6_4ZE1OZeJ5j3Wmv6F1C66UZ8Ma_CXDF4nLePnJO2GQo9SHAzyYIHgK-_SEf2jwxzcgvVXrM2RRfgcuJO0Tl5CNJI8rXq19S-2zjE8AwEGRBbdPBR7eMqpMm5-OWHSDwnK8kLg_/s320/ai-generated-8344048_1280.jpg" width="213" /></a></div><br /><p>Wer bin ich?, vielleicht ist es gerade deine Frage. Jetzt oder irgendwann, eines Tages musst du dir diese Frage stellen, sie ist zu bedeutsam, als dass man sie vernachlässigt!</p><p>Vielleicht sind diese Gedanken und Gefühle gerade deine oder deinen ähnlich, wer weiß. Und wenn es dir nicht so geht, vielleicht geht es der Person neben dir so, wer weiß ... </p><p>Habe Geduld! Es ist die Zeit, in der man sich selbst eine Freundin/sich selbst ein Freund werden muss. Es ist die Zeit der Verwandlung. Wie Sonny, der zu träumen beginnt, der aussteigt aus den Vorgaben und Modellen anderer und sich auf die Suche nach sich selbst begibt. Auf diesem Weg bist du auch. Werde dir selbst eine Freundin, werde dir selbst ein Freund!, es ist die wichtigste Freundschaft deines Lebens. </p><p>Und lass dir sagen: Du bist wunderschön gemacht, so wie du bist, und ein Ebenbild des ewigen Gottes, der dich in dieses Leben gegeben hat. Und was dir dort im Spiegel entgegenblickt, ist das Licht, das Er in dir entzündet hat.</p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-iZcL-Dkvtw6ZNCLlP_aRcYnkv5f-S7KYMLT6YyS8jwQurhRovoNT-CA-NIWftvXFLwe8x5FwQqGX9WgG4mATEWIYjW-mqmWjmw_jamKLCWnqn_8ezHvoJrWgdKX72t93HjSwOzFn5iPFSJO8lSZpZUbq55lXrCAem82dn117L9LR6LzDEPx4pqgHVY2x/s1280/girl-2696947_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="1280" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-iZcL-Dkvtw6ZNCLlP_aRcYnkv5f-S7KYMLT6YyS8jwQurhRovoNT-CA-NIWftvXFLwe8x5FwQqGX9WgG4mATEWIYjW-mqmWjmw_jamKLCWnqn_8ezHvoJrWgdKX72t93HjSwOzFn5iPFSJO8lSZpZUbq55lXrCAem82dn117L9LR6LzDEPx4pqgHVY2x/s320/girl-2696947_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-50540367971701626572023-11-21T16:17:00.000-08:002023-11-21T16:56:09.065-08:00Der Mensch, den ich nicht gesehen habe<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjD1RSGu0QdHpa9xiMNkW4XpA8VTZ8bK7wRgoaOXPFVwfIyP7yW0NAwzbNoN7sG4SNHb9CK1dJRxfvSdjYvx2LcVDO4CHwVsB8rEDQNebqnYctONOqZYyHooiPhr3gujLensgriUJ_s-S69n8QuSHozIc85r11e30yOly8t_xvrUkd1_t-q8fnxwhosHSU_/s1280/world-991082_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="594" data-original-width="1280" height="149" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjD1RSGu0QdHpa9xiMNkW4XpA8VTZ8bK7wRgoaOXPFVwfIyP7yW0NAwzbNoN7sG4SNHb9CK1dJRxfvSdjYvx2LcVDO4CHwVsB8rEDQNebqnYctONOqZYyHooiPhr3gujLensgriUJ_s-S69n8QuSHozIc85r11e30yOly8t_xvrUkd1_t-q8fnxwhosHSU_/s320/world-991082_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><div><br /></div><div><br /></div><div>Guter Vater,</div><div><br /></div><div>den Menschen, den ich nicht gesehen habe, weil mein Blick mal wieder abgelenkt war, den hast Du gesehen und verlierst ihn niemals aus den Augen.</div><div><br /></div><div>Den Menschen, den ich nicht gehört habe, weil ich unverständig und taub war, den hast Du vernommen und kein Wort kommt Dir abhanden.</div><div><br /></div><div>Den Menschen, den ich nicht wahrgenommen habe, weil ich unachtsam war, egoistisch, zerstreut oder gefesselt von Dingen, denen ich mehr Bedeutung beimaß, den hast Du erkannt und gibst ihn niemals auf. </div><div><br /></div><div>Den Menschen, dessen Bedürfnisse und Wünsche ich nicht gefühlt habe, weil mir die Empathie fehlte, den trägst Du nahe an Deinem Herzen und Deine Güte versiegt nicht. </div><div><br /></div><div>Guter Vater, vergib mir, wo ich den Menschen nicht sah, der vor mir stand, wo ich ihn nicht hörte, als er zu mir sprach oder mich rief; vergib mir, wo ich ihn nicht wahrgenommen habe, als er mich brauchte und wo mein Mitgefühl nicht hinreichte, als er dessen bedurfte. </div><div><br /></div><div>Lehre mich, immer mehr zu werden wie Du und mich der Menschen anzunehmen, denen ich im Leben begegne oder die Du mir anvertraut hast. Schenke Versöhnung zwischen ihnen und mir, wo ich an ihnen gefehlt habe und hilf uns, neu zu beginnen miteinander. Amen</div><div><br /></div><div><br /></div>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-77865764530421256062023-11-06T15:26:00.005-08:002023-11-06T15:26:40.504-08:00Die Nacht <p> </p><p style="text-align: center;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg20jQkDlbY2FWzu5OWQNOdj9mZHJjIGQAo_KVFbkIXZ_5uW0-YLddjtR1MOERFa4ne6hXEDFj_dS0UhTfQcbD4S27IbGpWm8c8L-POjAOnV3PDGhD7kdQ4-G222ah_Gtg0XucAjjAmLpZdoLyHIVide8WU7jAw_xq45qpqmhjk96Ugv0jMNxwKtJcNwYL0/s1280/WhatsApp%20Bild%202023-11-06%20um%2023.58.31_ac4531f1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="867" data-original-width="1280" height="217" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg20jQkDlbY2FWzu5OWQNOdj9mZHJjIGQAo_KVFbkIXZ_5uW0-YLddjtR1MOERFa4ne6hXEDFj_dS0UhTfQcbD4S27IbGpWm8c8L-POjAOnV3PDGhD7kdQ4-G222ah_Gtg0XucAjjAmLpZdoLyHIVide8WU7jAw_xq45qpqmhjk96Ugv0jMNxwKtJcNwYL0/w426-h217/WhatsApp%20Bild%202023-11-06%20um%2023.58.31_ac4531f1.jpg" width="426" /></a></div><br /> <p></p><p>Damals, im November 1938, nannten sie es die "Reichskristallnacht", jene Übeltäter des nationalsozialistischen Regimes. Benannt nach den Scherben zerstörter Fenster von jüdischen Geschäften, Synagogen und Wohnungen. Zwischen dem 7. und dem 13. November wurden im ganzen Reichsgebiet hunderte Jüdinnen und Juden ermordet, etwa 1400 jüdische Einrichtungen zerstört und ab dem 10. November mindestens 30 000 Menschen in Konzentrationslager deportiert.</p><p>Jene Nacht vom 9. auf den 10. November, <i>Reichspogromnacht </i>nennen wir sie heute, ging in die Geschichte ein. Was zuvor noch diffuse, noch ungeordnete Diskriminierung war, ein schlimmer Geist, der in der Luft lag wie eine Krankheit, eine böse Gesinnung, die sich organisierte und uniformierte, das wurde hier nun systematische Vertreibung und der Vernichtungswille gegenüber den Juden. Gleichzeitig brachen ein furchtbarer Exzess und eine grausame Ordentlichkeit sich die Bahn und straften jede Zuversicht in das menschliche Miteinander, das vielleicht noch wer gehabt haben mag, Lügen.</p><p>"Reichskristallnacht" nannten sie das damals, im November 1938. Wie schlimm, wie bitter, wie pervers dieser Name ist. "Kristallnacht", das passt nicht, sagten die Historiker später; "Pogrom" (russ. "Verheerung, Zertrümmerung"), das ist ein angemessener Begriff aus der traurigen Vorgeschichte antijüdischer Angriffe im russischen Zarenreich.</p><p> </p><p style="text-align: center;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhV2tqFdb-SyUpQSh38hwt3ZJIa19xhXaahINEuyYbQjLbGAfzB4CyPnJYecdhKxbfCT9AAnyn4LR5aoO42xisAoJZs6shc_g2ngVbIakKbQBiRx3Vil_6JTaeZT4BGamwEeSmvFNY3CXrji9eOr1mwyxDsXo1EF6-OcgpsghAeKX1OwYvjz-gBruHg685t/s1280/WhatsApp%20Bild%202023-11-06%20um%2023.58.38_fad99257.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="960" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhV2tqFdb-SyUpQSh38hwt3ZJIa19xhXaahINEuyYbQjLbGAfzB4CyPnJYecdhKxbfCT9AAnyn4LR5aoO42xisAoJZs6shc_g2ngVbIakKbQBiRx3Vil_6JTaeZT4BGamwEeSmvFNY3CXrji9eOr1mwyxDsXo1EF6-OcgpsghAeKX1OwYvjz-gBruHg685t/s320/WhatsApp%20Bild%202023-11-06%20um%2023.58.38_fad99257.jpg" width="240" /></a></div><br /> <p></p><p>Es war nicht Kristall, was dort damals zerbrochen wurde, sondern etwas anderes, viel leuchtender, kostbarer und zuweilen zerbrechlicher als edles Glas oder filigraner Schmuck. Es war die Frage, ob ein Mensch als das, was er ist, ein Anrecht auf das Leben hat; ob ihm das Dasein "zugestanden ist", ob ihm Geschichte, das heißt Vergangenheit und Erbe wie auch Zukunft und Nachkommenschaft gestattet sind, oder ob ihm (dem Menschen) all das durch andere Menschen verweigert und verwehrt wird. Der Nationalsozialismus war die Verweigerung dessen, was Menschsein bedeutet. Es war die Frage, ob das jüdische Volk - von Gott erwählt als sein Volk und als ein Vorbild für die Nationen - in dieser Welt leben kann. Die nationalsozialistische Ideologie war die Verweigerung des Gottesvolkes, die Verweigerung, als Kinder Gottes in dieser Welt leben zu können. Denn was dem Volk Israel damals mitgegeben wurde und was wir von ihm
haben, ist - ganz unabhängig von Ethnie und Religionszugehörigkeit -
eine Grundfrage des menschlichen Daseins: begreift man sein Leben als
Geschenk eines Schöpfers, dem ein Wert innewohnt, den niemand absprechen
und wegnehmen kann? Und also war der Nationalsozialismus die Verweigerung Dem gegenüber, der uns alle als seine Kinder in dieses Leben gegeben hat, der Schöpfer, der Ewige.<br /></p><p>Das ist es, was damals zerbrochen wurde, was damals zu Scherben zerschlagen wurde, im November 1938, was sie damals "Reichskristallnacht" genannt haben und was man eigentlich nur "die Nacht" nennen kann. </p><p> </p><p style="text-align: center;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjeJ_KAy70nLV4rzJypXDTFGETP1n3HztNJ87YO87Gqo7LuYzx_TOBhkCsjSq6kK7M30gu5uyU8wzANW07q8juuYFYYMXjNtvU6LhscEIbJ-xtm5LiIpUQ_e3jvjzzc0KPMqQ5dtcfb-7Q_Pa-j_c_l5HYH9ovI05PY83ns0rkYqlXrvAUgtNrQfs56hOLy/s1280/WhatsApp%20Bild%202023-11-06%20um%2023.58.50_6125fdd3.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjeJ_KAy70nLV4rzJypXDTFGETP1n3HztNJ87YO87Gqo7LuYzx_TOBhkCsjSq6kK7M30gu5uyU8wzANW07q8juuYFYYMXjNtvU6LhscEIbJ-xtm5LiIpUQ_e3jvjzzc0KPMqQ5dtcfb-7Q_Pa-j_c_l5HYH9ovI05PY83ns0rkYqlXrvAUgtNrQfs56hOLy/w388-h213/WhatsApp%20Bild%202023-11-06%20um%2023.58.50_6125fdd3.jpg" width="388" /></a></div><br /> <p></p><p>Doch höre, höre Menschenkind, und siehe, sie haben es nicht vermocht! Sie haben uns nicht zu zerstören vermocht, denn der Ewige, unser Gott, er ist mit uns. Höre, und siehe, sie haben es nicht vermocht! Immernoch preisen wir Gott, immernoch segnen wir die Kinder, die uns geboren werden und pflegen unsere Kranken und Sterbenden, wenn es Zeit ist. Immernoch küssen wir uns und singen Lieder, tanzen, essen und trinken. Und immernoch erheben wir das Glas und sagen "Auf das Leben!" Immernoch hoffen wir. Und eines Tages, Menschenkind, da haben wir einander wieder. </p><p> <br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-55787708863531084472023-10-30T17:27:00.006-07:002023-10-31T03:37:15.661-07:00Das Werk der Gerechtigkeit<p style="text-align: center;"><i>Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für immer. </i>(Jesaja 32,17)</p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;">Wie dringend solch ein Satz in dieser Zeit wieder ist, in diesen Tagen, heute. Wie umkämpft die Gegend ist, aus der diese Texte stammen. Jesaja schreibt dort (wie so oft) vom ersehnten Friedensreich, vom Reich Gottes, das er unter uns Menschen aufrichten wird, indem er seinen Geist ausgießt. In diesen Tagen sehen wir leider wieder deutlich, was es bedeutet, wenn das fehlt, wenn Gottes Geist nicht die Geschicke der Menschen leitet, sondern nur in traurigen Herzen zuhause ist, in Menschen, die diesen Hass nicht wollen und sich wünschen, dass alles anders ist, dass es endlich aufhört. </p><p style="text-align: left;">Sicherheit, Ruhe und Frieden, schreibt Jesaja, kommen aus der Gerechtigkeit, man kann diese Begriffe nicht trennen. Friede, der nicht durch Gerechtigkeit aufgerichtet wurde, ist eine schlimme Täuschung; Ruhe und Sicherheit, die nicht durch Gerechtigkeit hergestellt wurden, sind ein Trug. Ein römisches Sprichwort sagt: "Willst du Frieden, so rüste dich zum Krieg!" So funktioniert das politisch-strategische Denken bis auf den heutigen Tag, aber wirklicher Friede kann das nicht sein, Friede im umfassenden, erfüllenden Sinn, in dem Sinne, in dem in der Bibel davon die Rede ist, kann das nie sein. Der Friede sucht unentwegt nach der Gerechtigkeit und wenn er sie nicht finden kann, dann verfinstert sich sein Gesicht; sie gehören in der Botschaft Gottes untrennbar zusammen.</p><p style="text-align: left;">Friede ist, heißt es bei Jesaja, ein "Werk": <i>ma´aseh</i> (Arbeit, Tat, Werk). Er ist nicht einfach nur die Abwesenheit von Konflikten. Hierzulande reden wir gerne davon, dass wir seit 70 Jahren Frieden haben und meinen damit, dass wir seither keinen Krieg hatten. Das ist natürlich erfreulich und niemand würde es anders haben wollen, aber das meint das Wort (<i>schalom</i>) nicht. Nein, der Friede meint das Werk des Geistes Gottes im menschlichen Herzen und im menschlichen Miteinander, und bezieht den Menschen als Gottes Partner vollauf mit ein: der Mensch muss<i> tun</i>, was Gott ihm ins Herz gibt und wohin er ihn zieht! Wenn er sich verweigert, kann kein Friede in ihm leben. Wenn er nicht die Gerechtigkeit für die Menschen sucht, kann kein Friede zwischen ihnen atmen. Wie oft grollt und bebt es in unserem "kriegsfreien" Land? Wie viel Hass und Zorn gären hier? Wie fragil ist das, was wir als "Frieden" betiteln?</p><p style="text-align: left;">Jesaja nennt Ruhe und Sicherheit den "Ertrag" der Gerechtigkeit. Ertrag (<i>abodah</i>) ist ein Begriff aus der Landwirtschaft, es ist das, was das bestellte Land einem gibt. Diese hohen Güter (Ruhe und Sicherheit) müssen wachsen wie der Ertrag des Feldes. Sie stellen sich nicht von selbst ein, nicht von Jetzt auf Gleich, und erst recht können sie nicht herbeigebombt oder per Besatzungsmacht installiert werden. Sie wachsen durch geübte Gerechtigkeit, durch gelebte Rechtschaffenheit, durch Werke der Liebe am Nächsten, ganz gleich, ob innerhalb der Familie, in der Fußgängerzone, an der Supermarktkasse, am Arbeitsplatz, in Gremien, Kongressen oder Parlamenten. Wer glaubt, das sei die naive Philosophie für die Religion und habe in der Politik nichts verloren, der wird - damals, heute und in Zukunft - auf bittere Weise eines Besseren belehrt werden, zum Leidwesen jener Menschen, die ihm untergeben sind. </p><p style="text-align: left;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiomAWtALBWjLtUWlbutlIc379anHniv1_sHy8EvLDXehZ-fXCkQfA0lXOu-HtAFIQL_yHt3aRvpF2gJ_ZcGA-G7UwWjwuqufFUPjpjnN5BFO4GWmUT2SEm6ebybMtovBv8Oqr43C19Zm8EmIdu7AuNlsD44vq8-3-vcRDGdrrPub648GFjBD-KjabCN4B9/s1280/carpet-5355795_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiomAWtALBWjLtUWlbutlIc379anHniv1_sHy8EvLDXehZ-fXCkQfA0lXOu-HtAFIQL_yHt3aRvpF2gJ_ZcGA-G7UwWjwuqufFUPjpjnN5BFO4GWmUT2SEm6ebybMtovBv8Oqr43C19Zm8EmIdu7AuNlsD44vq8-3-vcRDGdrrPub648GFjBD-KjabCN4B9/s320/carpet-5355795_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: left;">Du aber, Herr, du willst zu uns sprechen und in uns wirken und Deinen Frieden in uns lebendig sein lassen. So heißt es: <i>Wenn ihr wisst, dass Jesus Christus gerecht ist, so erkennt ihr: Wer die Gerechtigkeit tut, der ist aus ihm geboren</i>. (1Joh 2,29) Denn der gerechte König, den Jesaja angekündigt hat, der ist zu uns gekommen. Und oft fragen Menschen, was er denn ausgerichtet habe. Er hat so viel ausgerichtet, aus dem wir leben können! Er hat so viele Menschenherzen besänftigt, die von ihrem Hass und ihrem Groll abgelassen haben und das Schlechte nicht mehr wollen. Er hat so viele Deiner Kinder getröstet in bitteren Zeiten und in Kriegen. Er hat so vielen Hoffnung gemacht, all dem Übel zum Trotze die Gerechtigkeit und den Frieden zu suchen. Das möchten wir tun, das möchten wir sein, dort, wo wir sind: Täter der Gerechtigkeit und Friedensstifter und ein Licht in dieser Welt. Schenke uns Deinen heiligen Geist dafür und eines Tages, da vollende, was Du angefangen hast. Amen </p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-68459734041984170922023-10-20T07:08:00.005-07:002023-10-20T12:31:41.697-07:00Friedensgebet und Anrufung<p> </p><p style="text-align: center;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2LZ9VTDQxtdW8f3pBdiL4lfpdKcgD7Zhm_kjYQRokcTOayqz-r_VB8EOWw7Jmfkgai5Ny8SNP1vy2LhpRsiKldPCCHxy-2bYCiGmmSCdV5uYzFT-byXiXupkZnm8rSj9u0hfAdWgqa_9BeBS-fBO0lMX7gPPcmq_tmPJFJVKFUrYRCRZSTQZ4HmJk57lG/s1280/WhatsApp%20Bild%202023-10-20%20um%2016.09.16_144438ad.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="937" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2LZ9VTDQxtdW8f3pBdiL4lfpdKcgD7Zhm_kjYQRokcTOayqz-r_VB8EOWw7Jmfkgai5Ny8SNP1vy2LhpRsiKldPCCHxy-2bYCiGmmSCdV5uYzFT-byXiXupkZnm8rSj9u0hfAdWgqa_9BeBS-fBO0lMX7gPPcmq_tmPJFJVKFUrYRCRZSTQZ4HmJk57lG/w293-h320/WhatsApp%20Bild%202023-10-20%20um%2016.09.16_144438ad.jpg" width="293" /></a></div><br /> <p></p><p> Herr, ewiger Gott, </p><p>entfache du deinen Frieden in unseren Herzen wie ein Licht in der Finsternis. Denn du bist der Herr des Friedens, der in diese Welt kam, um uns und alle Völker miteinander zu versöhnen. Und alle Menschenkinder - sie wissen es oder nicht, sie gestehen es sich ein oder nicht - sind deine Söhne und Töchter, kommen von dir und sind einander verwandt. So hast du uns in diese Welt gesandt, um es den Menschen zu verkünden, durch zerrüttete Straßen und in zerrüttete Herzen zu rufen: Kommet her! Ach, kommet alle her zu Ihm, denn Er ist unser Friede!</p><p>Verwandle unseren Sinn, auf dass Missgunst und Zorn in uns ein Ende finden, auf dass schlechte Gedanken, Blicke, Worte und Waffen sinken vor dem Anderen, den man ansieht und erkennt, er ist wie ich, ich bin wie er. Lass uns dies, was so klar, was so eindeutig ist, zu Herzen gehen, denn dort gehört es hin: nahe zu uns! Dort gehört der andere Mensch hin: nahe zu uns! Und was ihn von uns weghält, was ihn abweist, was uns einredet, wir hätten nichts damit zu schaffen, das ist ein schlechter Geist, ein schlechter Sinn! </p><p>Unter euch aber, hast du uns gesagt, soll Frieden herrschen! Ich bin euer Friede und meinen Frieden gebe ich euch. Und damit hast du uns in diese Welt gesandt, um es den Menschen zu verkünden, um durch zerrüttete Straßen und in zerrüttete Herzen zu rufen: Kommet her! Ach, kommet alle her zu Ihm, denn Er ist unser Friede! </p><p>Ja, Herr, dafür bist du in die Welt gekommen und hast uns gelehrt: Söhne und Töchter Gottes seid ihr! Und der Grund, warum ich euch das sagen kann ist: weil ich <i>der</i> Sohn bin! So kommet, ach, kommet alle her zu mir, denn ich bin euer Friede! </p><p>Ja, Herr, dafür hast du dein Leben hingegeben in einer Welt, die keinen Frieden hat, und bist unsere Versöhnung geworden. Und alles an dir, dein Leben, deine Worte und Taten, dein Andenken rufen durch unsere zerrütteten Straßen, in unsere zerrütteten Herzen: Kommet her! Ach, kommet alle her zu mir, denn ich bin euer Friede!</p><p>Amen<br /></p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-7397484152897094852023-10-09T09:52:00.006-07:002023-10-09T10:05:00.219-07:00Die Meeresschildkröte<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgF5pfxh__iUmXtIFfk1SqDPXsdUEQtsEqEQScbBtwXQoLXMcoWqvnSw72GXdnCUa8UYC3GJiFbxkH89oT8eJHBoq4f5Ngzdt_5o0aFRhfDduYiaguX2QunpFOi_hWTAubutQ4ItbSiA00Kv4KpLYiUvCNMQxIsDUzxfixOs9d3sTE7F3L7Na12BDFifzTq/s1280/sea-2361247_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="1280" height="247" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgF5pfxh__iUmXtIFfk1SqDPXsdUEQtsEqEQScbBtwXQoLXMcoWqvnSw72GXdnCUa8UYC3GJiFbxkH89oT8eJHBoq4f5Ngzdt_5o0aFRhfDduYiaguX2QunpFOi_hWTAubutQ4ItbSiA00Kv4KpLYiUvCNMQxIsDUzxfixOs9d3sTE7F3L7Na12BDFifzTq/w420-h247/sea-2361247_1280.jpg" width="420" /></a></div><br /><p><br /></p><p>"Kennst du eigentlich die Geschichte der Meeresschildkröte?", fragte mich jemand vor einiger Zeit. Ich musste passen, sie war mir nicht bekannt ... Die Meeresschildkröte ist im Wasser unglaublich schnell, unglaublich, kein Schwimmer würde auch nur ansatzweise dort herankommen. Es ist aber so: sie ist gar nicht nur aus eigener Kraft so schnell, sondern sie lässt sich von den Strömungen mitnehmen, sie lässt sich tragen ... </p><p>Ich habe mir diesen Gedanken, dieses Bild mitgenommen und musste darüber nachdenken. Zunächst einmal beginnt das Leben sehr beschwerlich und gefahrenreich für die Meeresschildkröte. Der schwierigste Weg für sie ist der vom Strand ins Meer. Kaum ist sie aus dem Sand in diese Welt hinausgetreten, kriecht sie geradewegs auf das schimmernde Ufer zu, unbeirrbar von einem inneren Gesetz geleitet, als würde der Ozean sie herbeiwinken mit den Wellen. Wo auch immer sie sich am Strand befindet, die Spur des Sonnenlichts, die über die Wogen tanzt und sich auf dem nassen Sand ausschüttet, ist immer auf sie gerichtet. </p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgw4xI8bVv_rYSabmxJgp9GXyYz75qulsPwZaUwd5WDUYcBb-b9XnlT7UfpIl4JpLc57r1BVCBEsxqJfxcaqDq-UHGyPaFyp_jbBopyeoa6m7qkFjAtQTb8FsyD317dtwQgo6CJViu2Q8BW88naOLmUmOV6bIqshrdOXwvIUc006iMtYTLS_t1LE8Tw45cu/s1280/sea-turtle-356125_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgw4xI8bVv_rYSabmxJgp9GXyYz75qulsPwZaUwd5WDUYcBb-b9XnlT7UfpIl4JpLc57r1BVCBEsxqJfxcaqDq-UHGyPaFyp_jbBopyeoa6m7qkFjAtQTb8FsyD317dtwQgo6CJViu2Q8BW88naOLmUmOV6bIqshrdOXwvIUc006iMtYTLS_t1LE8Tw45cu/s320/sea-turtle-356125_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p style="text-align: center;"><span style="text-align: left;"><br /></span></p><p style="text-align: left;"><span style="text-align: left;"> Auf diesem Weg von der Sandkuhle zum Wasser fechten Leben und Tod miteinander. Wenn die Dinge nicht gut stehen, dann schnappen Möwen oder andere Tiere sie und sie kommt nicht am ersehnten Ufer an. Ein Strand ist offenes Gelände und die Sinne der Feinde sind geschult, sie kennen die Zeiten, sie kennen die Stellen, sie kennen die Schwächen. Geht es gut und die erste Wasserzunge umspült sie und zieht sie mit der Verebbung ins Blaue, dann ist sie frei. Sie ist nicht einfach nur an einem anderen Ort, sie ist in einer ganz anderen Welt. Hier gräbt sie nicht, hier kriecht sie nicht, hier wälzt sie sich nicht mühsam fort, sondern hier fliegt sie, gleitet und schwebt über eine Landschaft hinweg wie draußen die Vögel über die Erde. Das Licht und die bewegte Wasseroberfläche zeichnen unablässig leuchtende Muster auf den Meeresgrund, auf den Sand, die Felsen, die Korallen; Seegras und Anemonen wehen wie langes Haar im Wind. Blickt man empor, zittert und pulsiert der helle Fleck hinter den Kräuselungen und Wogen des Wasserspiegels und folgt dem Betrachter immerzu wie zuvor am Strand. Ein Kunstwerk an Farben und Formen tritt in das Blickfeld, durch die Lichtbrechung im Wasser kristallklar gemalt. </span></p><p>Die Meeresschildkröte wird von dieser Welt umgarnt und zeigt jetzt all die Gaben und Fähigkeiten, die ihr von ihrem Schöpfer gegeben sind. Die vorderen Paddel sind der Antrieb, die Hinterbeine sind das Steuer, die ganze Physik des Tieres gleitet auf Bewegungen, Strömungen und Temperaturwechseln dahin, etwa 25 km/h schnell; Lichteinfall, Strömungsverhältnisse und Magnetfeld sind die Wegweiser in dieser unendlichen blauen Weite. </p><p>Und ich? Und Sie? Sind wir eigentlich in unserem Element angekommen, in der Welt, für die wir geschaffen wurden? Oder schleppen wir uns noch mühsam dem strahlenden Ufer entgegen und zweifeln manchmal, ob es nicht nur ein Trugbild sei, eine Fata Morgana? Ist das nur ein Traum, den ich habe, irgendein Jenseits zur Beruhigung der eigenen existenziellen Angst? Muss ich hier nur kriechen und irgendwann verwehe ich wie der Schaum auf dem Wellenkamm? </p><p>"Ich möchte in Deine Gnade eintauchen wie in ein tiefes Meer", hieß es einmal in einem Gottesdienst. Diese Meeresschildkröte weiß gar nicht, was dieses Meer ist, worauf sie zukriecht, aber ihr ganzes Wesen, ihre ganze Natur zieht es dorthin. Glaube und Gnade sind sehr oft genauso. Wir kommen dorthin, von Sehnsucht geleitet, und tauchen in einen tiefen Ozean, den wir nicht kannten, der uns aber keine Ruhe ließ, solange wir noch entfernt waren. Alles hatte uns in der Ferne zugeraunt, wir gehörten hierher, hier sei unser Element, die Welt, in der unser ganzes Wesen erfüllt werde, unsere wahre Heimat. Zuweilen hatten uns geschulte und wachsame Gemüter den Weg beschwerlich gemacht, es gebe dort nichts zu finden, es sei dort keine Heimat, wir hätten hier zu kriechen und zu darben und das war´s. Wie schön, wenn man der richtigen Stimme gefolgt ist. </p><p>Sich endlich nicht mehr nur mit der eigenen Kraft vorwärts mühen, von der eigenen Körperschwere auf den Boden gedrückt, in einer Welt, in der wir uns selbst fremd vorkommen, in der alles falsch zu sein scheint. Endlich in das wahre Leben eintauchen, getragen von Etwas, das unermesslich viel größer ist als wir, wo wir aber zum ersten Mal in uns selbst wirklich zuhause sind, wo wir wahr werden ... </p><p>Die bunte Landschaft auf dem Meeresgrund bricht jäh ab und verliert sich in der schwarzen Tiefe. Die Meeresschildkröte macht vor sich ein schwaches weißes Band aus, das sich durch den Ozean schlängelt, und folgt dem Wechsel der Temperatur. Sie schwebt seitlich heran, neigt die Flanke und lässt sich in den Strom hineinfallen, der sie umfängt und mit sich nimmt ins Unendliche.</p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEihs4UIZ5Pwoi3zi6qlSsPqpkaEIj8-99YVxuO7zfK6lXF0Ays1xIY6MCzr_6OnCw7yWTUpeKZKgTWQcpwqRGw6oggSuiQgCZeQzHQsyBd6dGZsF_RRLTs87xq-LC2UhSfGnEP5o7Fiei01CNxPPgHsm-ECv4KhjLMoa6hL5KuxlptTMHMlK9dh4idfpHId/s1280/ocean-ge7d159a5b_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEihs4UIZ5Pwoi3zi6qlSsPqpkaEIj8-99YVxuO7zfK6lXF0Ays1xIY6MCzr_6OnCw7yWTUpeKZKgTWQcpwqRGw6oggSuiQgCZeQzHQsyBd6dGZsF_RRLTs87xq-LC2UhSfGnEP5o7Fiei01CNxPPgHsm-ECv4KhjLMoa6hL5KuxlptTMHMlK9dh4idfpHId/s320/ocean-ge7d159a5b_1280.jpg" width="320" /></a></div><br /><p><br /></p><p>Hab` Dank, geliebter Vater, für diese schöne Welt und dieses unschätzbare Leben. Amen</p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-8449214726384856832023-09-27T07:15:00.006-07:002023-09-27T07:27:12.339-07:00Es muss jetzt Stille sein! - den Sternenkindern<p style="text-align: center;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjP4_U_6DKBNwUoPhsDgjep6-XPLDH9wJJ7V5fSRMOrgBc9QKvXA6q2Mai2_XL7L3MFJijoam1yDb30wNYXnSXzso-Zi5ZydRKHGgjl7myHeySoivC2mBAWy6mtADHHzEDZO_z_Td11C_pE_v8gwG5isvLBCLugVZl3ozJjXczwhhj-38MZ7GxTKAZOujG/s1280/glitzer.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="798" data-original-width="1280" height="250" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjP4_U_6DKBNwUoPhsDgjep6-XPLDH9wJJ7V5fSRMOrgBc9QKvXA6q2Mai2_XL7L3MFJijoam1yDb30wNYXnSXzso-Zi5ZydRKHGgjl7myHeySoivC2mBAWy6mtADHHzEDZO_z_Td11C_pE_v8gwG5isvLBCLugVZl3ozJjXczwhhj-38MZ7GxTKAZOujG/w470-h250/glitzer.jpg" width="470" /></a></div><br /> <p></p><p> Jetzt werden sie gleich alle kommen und mir herzliches Beileid wünschen oder mich wehleidig angucken, hatte sie damals gedacht, als sie wieder zur Arbeit gegangen war. Gott, ich will das nicht! Ich will nicht, dass mich irgendwer darauf anspricht. Ich will nicht, dass es erwähnt wird, ich will nicht, dass mich jemand von ihnen traurig anschaut, ich will nicht darüber reden. Und in ihrem Kopf, wo ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen genau das taten, wo sie ihr alle gut zuredeten, wo sie ihr alle zu nahe kamen, weil ihr alles zu nahe ging, in ihrem Kopf brüllte sie sie an "Seid jetzt still!"</p><p>Seid jetzt still. Es muss Stille sein. Und eigentlich war dieses tiefe Bedürfnis das Zeichen, dass sie noch nicht wieder bereit war, arbeiten zu gehen. Die Zeit der Stille war noch nicht vorbei, alles, selbst das Alltäglichste, war Lärm in ihren Ohren, selbst das Normalste war eine Störung. Die Welt und das menschliche Miteinander waren ihr zu laut, diese Wortwechsel waren ihr zu dumm, dieses Mitgefühl tat ihr zu weh.</p><p>Ihr Baby war in ihrem Leibe gestorben. Und als sie ihr das gesagt hatten, hatte eine Art Zeitlupe eingesetzt, war von Blicken und Worten in ihre Seele geglitten, und sie fühlte in ihrem Innern einen Raum entstehen, in den etwas von ihr hineinging, weg von dort, weg von der Situation, weg von dem Gesagten: "Ihr Kind ist leider gestorben. Wir müssen es jetzt holen." Aus Zuhören wurde ein Lippenlesen, in ihren Ohren war nur ihr Herzschlag zu vernehmen. <br /></p><p>Matteo hätte er heißen sollen. Sie hatten ihn ihr gegeben und sie durfte ihn halten so lange sie wollte. Und da hatte die Zeit der Stille begonnen. Dieses Kind in ihren Armen schien genau das zu sagen: Es muss jetzt Stille sein! Hört jetzt auf zu sprechen, ihr Menschen, legt die Geschäfte und Erledigungen nieder, macht keine hektischen Bewegungen, sondern werdet bedächtig oder haltet inne mit eurem Tun, nehmt Haltung an, blickt hernieder wie Erwachsene auf Kinder herniederblicken, wenn sie ihnen aufmerksam zuhören, mit Entzücken und mit Rührung in ihren Herzen. Alle Welt soll Andacht halten und alles an euch soll andächtig werden, mit Ernst, nicht aufgesetzt oder gespielt wie in Gottesdiensten, in die einen die Familie oder der Anlass hineingezwungen hat, sondern mit Ernst. Werdet jetzt einmal ernst, werdet jetzt einmal still, einmal andächtig, wie dieses Kind in meinen Armen ... </p><p>Und dann hatte sie "Ach Mensch" geflüstert und geweint. Nichtmal zur Welt bringen konnte ich dich, nichtmal diese Mühe, diese Anstrengung, diesen Schmerz mit dir gemeinsam durchmachen und die Freude und das Glück erleben, wenn es überstanden ist und wir einander haben. Nichtmal kennenlernen konnte ich dich, nichtmal in deine Augen sehen und in ihnen suchen, um herauszufinden, wer du bist, mein Matteo. Mein Herzschlag, meine Wärme, meine Berührungen, meine Küsse, meine Stimme, sie konnten dir keine Wegweiser sein in einer Welt, die dir zu laut, zu kalt und zu hell ist, und die dir sagen: Ich bin hier und ich liebe dich! Ich bin hier und ich liebe dich! Ach, seid doch alle still jetzt ... </p><p>Ihre Kolleginnen und Kollegen hatten sie in Ruhe gelassen, ihre Chefin hatte vorher mit ihnen geredet und ihnen gesagt, sie wolle nicht darauf angesprochen werden. Und nach einigen Minuten hatte sie erleichtert festgestellt, dass sie niemand darauf ansprach, dass sie niemand mitleidig anstarrte, dass alles so ging wie immer. Nur gegen Ende des Dienstes, als sie noch an ihrem Schreibtisch saß, spürte sie eine Hand sich sanft auf ihre Schulter legen und bleiben, lang genug, um etwas auszudrücken, kurz genug, um nicht unangenehm zu werden. Dann wich sie und sie hörte Schritte, die sich entfernten. Sie drehte sich nicht um, sondern blieb, den Blick auf ihrem Schreibtisch, und alles wurde wieder still.</p><p>Jetzt stand sie mit ihrem Mann auf dem Friedhof vor einem kleinen Grab und ihre Augen glitten die Linien seines Namens entlang: MATTEO ... Ich bin hier und ich liebe dich! </p><p>Mit einem stillen Lächeln sah sie herab und legte die Hand auf ihren Bauch. <br /></p><p><br /></p><p> </p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-80221616578422414492023-09-23T10:20:00.003-07:002023-09-23T10:20:16.386-07:00Meditation <b>Arthur </b>Wer bin ich eigentlich?<div>So manchmal denke ich, dass ich die Antwort darauf bereits wüsste. Oft merke ich dann, das stimmt gar nicht, ich weiß eigentlich nicht, wer ich bin. </div><div>Also wer bin ich denn eigentlich? Bin ich Arthur? Bin ich nur der eigenartige Kerl von nebenan? Bin ich der neue KU-Teamer? So langsam zweifle ich daran, jemals eine Antwort auf meine Fragen zu bekommen. Ich zweifle an meiner Existenz ...</div><div>Wenn ich nicht auf die Frage "Wer bin ich?" antworten kann, was sagt das dann über mich?</div><div>Wer bin ich? </div><div><br /></div><div><b>Sophie </b>Wer bin ich eigentlich wirklich?</div><div>Wie muss ich sein? Was erwartet man von mir? </div><div>Diese und ähnliche Fragen stellen sich bestimmt einige unter uns. Ob im Berufsleben, der Schule oder vielleicht auch innerhalb der Familie. </div><div>Alle scheinen, nachdem sie einen gesehen haben oder vielleicht schon kennengelernt haben, gewisse Erwartungen an einen zu haben. Aber muss ich diese Erwartungen erfüllen? Bin das immernoch ich? Oder tue ich nur das, was andere von mir erwarten, um niemanden von ihnen zu verlieren oder zu verärgern?</div><div>Die Frage danach, wer man wirklich ist, hat oder wird uns alle mal beschäftigen, aber nur wir selbst können feststellen, wer wir wirklich sind und auch nur dann, wenn wir nicht nach den Erwartungen anderer leben.</div><div><br /></div><div><b>Simon </b>Bei Dir, Du lebendiger Gott, kann ich ganz ich selbst sein. Mit all meinen Fragen und Zweifeln, mit all den undeutlichen Bildern und Vorstellungen von mir selbst, die mich manchmal umtreiben und beunruhigen, mit all den Schwächen, die mich bedrängen und mir unangenehm sind. Bei Dir darf ich mich angenommen und aufgehoben wissen. </div><div>Du entzündest Dein Licht in mir und weist mir den Weg, der gut und richtig ist für mich, hindurch durch alle Erwartungen und Anforderungen anderer; und ich finde Erfüllung und Frieden in Dir und in mir selbst. </div><div><br /></div><div><b>Arthur </b>Wenn ich nicht selber antworten kann auf die Frage "Wer bin ich?", sollte ich doch die anderen fragen können. </div><div>Manche sagen, ich sei nett oder cool - das freut mich zu hören ... Aber da ist immernoch dieser Gedanke im Hinterkopf: Was wäre, wenn die lügen? Was würden sie alles Negatives aufschreiben, wenn ich sie lassen würde? Bestimmt stimmen so manche Dinge auch mit der Wahrheit überein ... z.B. "Der Arthur ist ja ziemlich laut und groß!" Das stimmt, ich bin ziemlich laut und etwas dicker und größer als andere ... Und wieder bin ich keinen Schritt weiter ... </div><div><br /></div><div><b>Sophie </b>Was sind meine Wünsche und Erwartungen? Was möchte ich erleben? Was erwarte ich vom Leben? Was ist mein Ziel im Leben? Was hält mich davon ab? </div><div>Vielleicht haben sich einige von euch diese Fragen schon gestellt oder werden es noch. </div><div><br /></div><div>Ein Beispiel: ich würde gerne ein Auslandsjahr machen. Aber was wird aus meiner Familie und meinen Freunden, während ich weg bin? Werden sie mich vermissen? Ist es mir das wert, meine Ziele so durchzuziehen, wobei ich andere damit enttäuschen oder auch verletzen könnte? </div><div>Alles eine reine Zwickmühle und trotzdem frage ich mich, was erwarte ich vom Leben?</div><div><br /></div><div><b>Simon </b>Was auch immer andere über mich sagen, offen und ehrlich oder hinter meinem Rücken, was auch immer sie denken, fair oder unfair, sie kennen ja nur ein bisschen von mir, sie kennen mich niemals ganz! Wie vieles wissen sie nicht, wie vieles ist ihnen verborgen von mir?, wie vieles geht sie auch schlichtweg nichts an! Du aber, mein Gott, Du kennst mich ganz, bis ins Innerste meiner Seele. Mein Herz, meine Sehnsüchte und Wünsche, dieser ganze unbekannte Weg, nichts davon ist Dir fremd, nichts gleichgültig. </div><div>Bei Dir, Du lebendiger Gott, kann ich ganz ich selbst sein. Bei Dir kann ich werden, wer ich werden soll.</div><div><br /></div><div>Amen</div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-58546085776673694552023-09-18T07:05:00.005-07:002023-09-18T07:14:46.647-07:00Der Welt zugewandt - die Christen, die Gesellschaft und die Regierung<p style="text-align: center;"><i></i></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><i><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizS4J8JeZh5or3U3D8_yuscmzmJPIWd2E4sWn3fRWsNAHIzClYLRJ-uPQAbV7h-EjC738Ga_-WvAQFzU309_rb02RosX82gxgaFGQmWmSY1POBwHMWPbYjc2s1-FTiB33oaBQ0g8A9n6sJmGMb6810SBYIWnX8smypUnwCxVweyaJjrofIiOLrj18yH1Zl/s1280/stoa.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="852" data-original-width="1280" height="284" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizS4J8JeZh5or3U3D8_yuscmzmJPIWd2E4sWn3fRWsNAHIzClYLRJ-uPQAbV7h-EjC738Ga_-WvAQFzU309_rb02RosX82gxgaFGQmWmSY1POBwHMWPbYjc2s1-FTiB33oaBQ0g8A9n6sJmGMb6810SBYIWnX8smypUnwCxVweyaJjrofIiOLrj18yH1Zl/w403-h284/stoa.jpg" width="403" /></a></i></div><i><br /> </i><p></p><p style="text-align: center;"><i> Ich bitte euch nun vor allem, tretet für alle Menschen ein mit Bitten, Gebeten, Fürbitten und Danksagungen; für alle Menschen, für Könige und Regenten, damit wir ein friedliches Leben führen können in Seligkeit und Würde. (1Tim 2,1-2)</i></p><p style="text-align: center;"><i> </i></p><p style="text-align: left;">So schrieb es der Apostel Paulus an seinen Schüler Timotheus und ruft damit auch uns heute eine Aufgabe ins Bewusstsein, die nichts an ihrer Wichtigkeit verloren hat: Wir sollen für die Menschen um uns her bitten, beten und danken. Für <i>alle </i>Menschen (grch. <i>pas anthropos</i>), das sagt er als erstes, und für Könige und Menschen in hohen Ämtern, damit wir Frieden haben. Daran hat sich nicht das geringste geändert bis heute, denn wer kann wirklich friedlich und ruhig sein Leben führen, wenn um ihn her die Welt in Aufruhr ist? Ist das nicht ganz aktuell? Selbst, wenn man ganz persönlich vielleicht unbeschadet ist von gewissen Bedrohungen oder Bedrängnissen, die Krise den eigenen Berufszweig oder das eigene Unternehmen nicht betroffen hat, das Hochwasser nicht durch die eigene Region geströmt ist, die Demonstrationen nicht vor der eigenen Haustür eskaliert sind, sich im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis noch keine kruden Theorien oder menschenverachtende Parolen hören lassen, die eigene Tochter an jenem Abend nicht<i> </i>auf jener Feier war, der eigene Sohn nicht auf jenem Bahnsteig, wenn der Krieg und das Schlechte nicht bei uns stattfinden ... </p><p style="text-align: left;">Es wäre sehr ignorant und kaltschnäuzig, so zu denken, und so sind wir Menschen meistens doch glücklicherweise nicht. Es bewegt uns und bedrückt uns auch, was um uns her geschieht, und die eigene Ruhe kann nie so ganz befriedigend sein, wenn um uns her alles aufgepeitscht ist. Und sei es, dass Menschen innerlich abstumpfen oder einsilbig werden, sich mit Fake-Profilen durch Kommentarleisten trollen oder sich in schwarzweiße Weltbilder flüchten, auch sie sind nicht unberührt von den Wirren der Welt, sondern oft viel mehr davon angefasst als andere.</p><p style="text-align: left;">Für sie alle, Bekannte und Unbekannte, mit denen wir verbunden sind in dieser Welt und das Leben teilen, ruft Paulus zu Gebet, Fürbitte und Dankbarkeit. Er trägt keine Staatstheorie vor, entwirft keine Konzepte, Modelle oder Methoden, sondern er weist uns zu Gott, wie er es immer tut in seinen Schriften: Sprecht mit ihm über diese Welt, über die Menschen, über jene, die euch regieren; betet für sie und seid dankbar für das Gute, das euch umgibt und für Jene, die euch wohlgesonnen sind. Er schreibt das in einer Zeit und in dem Wissen, dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass man uns wohlgesonnen ist. Die Christen wurden damals verfolgt (wie heute noch in manchen Ländern der Erde) und alle Schriften des Neuen Testaments - dies muss man sich manchmal vor Augen führen - waren sozusagen Märtyrertexte.</p><p style="text-align: left;">Und auch diese Haltung ist letztlich nicht so weit weg, wenn man mal ernsthaft darüber nachdenkt. Wie selbstverständlich war es denn, dass ich in jenem guten und liebevollen Elternhaus geboren werde, aus dem ich komme? Es hätte auch anders sein können. Wie viele mussten durch ganz andere Widrigkeiten und Umstände hindurch? Wie selbstverständlich ist es, in dieser Zeit und Staatsform zu leben, blickt man auf den Großteil der Menschheitsgeschichte zurück? Wie undankbar ist die Idee, diese Dinge seien selbstverständlich und wir hätten einen selbstverständlichen Anspruch darauf? Ein Blick auf den Globus zeigt uns, dass alldas keineswegs der Standard ist. </p><p style="text-align: left;">Der christliche Glaube weiß um diese Dinge und Paulus führt hier keine weltfremden Thesen an, wie man ihn manchmal verdächtigt, im Gegenteil: Wir sollen der Welt zugewandt sein, das mahnt er an, darum bittet er uns (das Wort <i>parakaleo</i> bedeutet sowohl "ermahnen" als auch "bitten"). Weil wir, die anderen Menschen, die Regenten und Staatsdiener, alle diese Welt und dieses Leben miteinander teilen, weil wir miteinander zutun haben, weil wir alle eine Aufgabe an unserem Platz haben, deshalb sollen wir füreinander bitten und beten, aneinander denken und das Beste suchen. Weil wir alle ungefragt und unwissend in dieses Leben gegeben wurden, mit Stärken und Schwächen, wunderbaren Eigenschaften und Abgründen, Erfolgen und Verfehlungen, Wünschen und Hoffnungen, Vorzügen und Unzulänglichkeiten, deshalb sollen wir Verständnis anstreben und Frieden suchen, soweit es an uns liegt. Weil wir geliebt wurden, deshalb sollen wir die Menschen lieben, lautet der anspruchsvolle Auftrag an uns. <br /></p><p style="text-align: left;"> Wenn wir zum Frieden in unserer Gesellschaft beitragen, dann haben auch wir Frieden. Paulus macht ganz bewusst diese pragmatische Bemerkung: dann können wir in Frieden und Ruhe leben, in Seligkeit und Würde! <i>Würde</i> bedeutet auch, frei und unbesorgt leben zu können, mit offenem Visier und gerader Haltung. Dauernder Unfriede, Bedrängnis und Bitterkeit greifen die Würde an und man muss sich ständig hindurchtrösten; die ersten Christen kannten dies nur zu gut und viele Menschen auf der Welt kennen es ebenfalls und nicht von ungefähr sind "Würde" und "Freiheit" Begriffe, die wir immer zusammen denken wie zwei Schwestern. </p><p style="text-align: left;">Und schließlich, schreibt Paulus, sind Gebet, Fürbitte und Dankbarkeit für die Menschen ein Glaubenszeugnis:<i> Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Gott, unserem Erlöser, der wünscht, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. (Vers 3-4) </i>Denn die Beziehung, aus der heraus wir so zu leben lernen, adelt nicht uns, sondern Den, mit dem wir verbunden sein dürfen, der uns kennt und liebt und an uns denkt.</p><p style="text-align: center;"><i>Siehe, alle Menschen gehören mir. (Hes 18,4)</i></p><p style="text-align: center;"><i> </i><br /></p><p style="text-align: left;"><i> </i>Amen<i> </i><br /></p><p style="text-align: left;"> <br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-59339993918346533232023-09-17T14:45:00.003-07:002023-09-17T14:45:25.572-07:00Bedeutung und Wert der Religion<p><b>Religion </b>(lat. <i>religio</i> "Berücksichtigung, Rückverbindung zu ... , Sorgfalt", oder lat. <i>relegere</i> "bedenken, beachten, sorgfältig pflegen, wieder-holen, erinnern")</p><p>Wie bei so vielen Begriffen, ist es hilfreich zu schauen, was sie eigentlich sagen wollen und meinen. Umso mehr, wenn wir von "Religion" oder "religiös" sprechen, denn vielen kommen direkt bestimmte Assoziationen und Bilder in den Sinn, wenn sie diese Begriffe hören oder lesen; mir selbst passiert das fast reflexartig immer wieder und ich glaube, nicht wenigen anderen geht es ebenso. So denken bei dem Wort "Religion" viele an sakrale Gebäude, an Menschenmassen, die alle das Gleiche sagen und tun (was sehr befremdlich sein kann), an starre und lebensfremde Weltbilder und Lehrinhalte, an alte und unverständliche Kulthandlungen und Gebote. Bei "Kirche" denken vielleicht einige an den Vatikan und an Priester, an Orgelmusik und Gewänder, an feste, formelhafte Abläufe, an die Wiederholung von Texten, in denen gar kein Puls mehr schlägt. Bei dem Begriff "Gott" ist es der "alte, strenge Mann mit Bart", der sich in das Bewusstsein unzähliger Menschen eingebrannt hat ... Alldas hat seine Gründe, seine Geschichte und seine Beispiele, und es wäre unfair zu sagen: "Wie kommst du denn auf sowas? So ist das gar nicht!" Nein, wenn wir in den Kirchen ernstgenommen werden wollen, dann müssen wir auch ernstnehmen, was in den Menschen vorgeht, welche Bilder wir mit unserer Historie geprägt haben und vor allem, was wir vielleicht wirklich noch zu schützen suchen, obwohl es vor unseren Augen zerfällt, wie die Sandburg in der Sonne. </p><p>Dennoch gibt es noch viel mehr dazu zu sagen und das Thema "Religion" wird nicht durch die Gegenüberstellung von Altertum und Moderne geklärt, auch wenn manche das meinen. Wie angestrengt ist die Debatte darum, was man tun darf und muss, um mit der Moderne mitzuhalten und was man nicht weglassen kann und darf, weil man dann sein Allerheiligstes preisgeben würde? Wie abgemüht sind Sätze wie: "Früher waren die Menschen noch gläubig/religiös/kirchlich ...", oder: "Früher hatte die Kirche noch einen Stellenwert in der Gesellschaft ..."? - Man nehme sich einen Moment und frage sich, wie die Kirchen in diese Position gekommen waren, wie es dazu kam, dass alles "christliches Land" war und welche Alternativen es zu den Kirchen gab. Andererseits, wie oft und mantraartig wird die Aussage wiederholt, Religion habe sich überlebt, wir brauchten sie heute nicht mehr und die Welt sei besser dran ohne sie? - Man nehme sich einen Moment und betrachte das Verhalten und Gebaren der Menschen, ihre Heiligtümer, ihre "Gottheiten", Menschenmassen, die alle das Gleiche sagen und tun (auch dort sehr befremdlich), lebensfremde Selbst- und Weltbilder, unverständliche Handlungen ... Das ist (in einer anderen Art und Weise freilich) "religiös" bis hin zu abergläubisch. </p><p>Nein, das Thema "Religion" wird nicht durch die Gegenüberstellung von Altertum und Moderne geklärt. Sie beherbergt etwas Ewiges, oder sie beherbergt gar nichts. Denn das Thema der Religion ist das Ewige, das meint Quelle, Grund und Heimat des Daseins. Ob alte Mythologie, theologisches Traktat oder atheistischer Essay, erstmal berühren sie alle den Saum des gleichen Gewandes. Die Grundfragen unseres Daseins gehen alle an, nicht nur die "Religiösen im klassischen Sinne". </p><p>Was kann nun der Wegweiser sein? Warum ist religiöse Bildung wertvoll?</p><p>Der christliche Glaube (andere Religionen und Weltbilder müssen für sich selbst sprechen) hat die Beziehung in seinem Zentrum: die Beziehung Gottes zum Menschen, die Beziehung des Menschen zu Gott und zu den anderen Menschen. Und meines Erachtens ist dies das Korrektiv gegen innerkirchlichen Irrtum und muss der Lebensatem jeglicher religionspädagogischen Arbeit sein. Mit dem, wovon wir reden, dem Evangelium, als Mensch gemeint und gerufen zu sein, das muss unser Anliegen sein. Mit "Mensch" ist<i> jeder </i>Mensch gemeint, so banal das auch klingen mag. Ein "Evangelium der Kirchensteuerzahler" gibt es ebensowenig wie ein Evangelium der Armen, einer bestimmten Ethnie, einer bestimmten politischen Richtung oder einer bestimmten "Randgruppe". Das Evangelium ist für alle Menschen, ohne Unterschied, und dieses Ideal ist mit das wichtigste, das es zu vermitteln gilt, und diese Hürde ist vermutlich mit die schwierigste nach fast zweitausend Jahren Religionsgeschichte. </p><p>Denn tatsächlich haben die Fragen, was das Evangelium Jesu sagt, ob Christentum antik oder modern ist, und ob wir noch ein "christliches Abendland" haben (oder ob es uns verlorengegangen ist) kaum miteinander zutun. Es kann ein Christentum im alten, sakralen Gewand daherkommen und "liberal" sein, es kann modern und medial-effektiv gekleidet und dabei ganz konservativ oder sogar fundamentalistisch eingestellt sein, es kann ein vom lateinischen Christentum geprägtes Abendland gegeben haben (wer will das leugnen?), welches Monarchie und Ständegesellschaft, Aberglaube und grausamste Todesstrafen theologisch legitimiert hat, alles Dinge, die Abbilder einer damals ohnehin bestehenden Reichsordnung waren, aber in Jesu Lehre nicht zu finden. Solange wir den Bestand oder Verlust des "christlichen Abendlandes" diskutieren oder beklagen, verfolgen wir ein Gespenst, aber nicht die Sache Jesu. Solange wir Menschen vorranging als "Mit-glieder" und "Nicht-mehr-Mitglieder" klassifizieren, geben wir einem (zwar nachvollziehbaren) bürokratischen Reflex nach, aber nicht mehr der Weisung Jesu. Dessen Weisung war, nachdem er seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte: <i>Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr, und ein Gesandter ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut. (Joh 13,15-17)</i></p><p>Die Schwäche des Christentums in unseren Breiten ist seine Stärke, weil wir zu dem zurückgewiesen werden, was wir eigentlich sind, was uns ausmacht und was unsere Aufgabe ist. "Christlich-abendländische Hoheit" war niemals der Auftrag Jesu, auch wenn manche das Gebot "Gehet hin in alle Welt" damals so ausgelegt haben und teilweise heute noch so auslegen.<i> </i>Denn er machte dieses Gebot stets am Vorbild seiner Person fest: Tut es so, wie ich es getan habe! Die Bedeutung, der Wert, die "Hoheit", die wir haben, ist diese Liebe, die uns entgegengebracht wurde, die allen gilt und sich niemandem verweigert. Daran ist nichts veraltet oder überholt, weil sich an der Sache damals wie heute nichts verändert hat: es soll den Menschen erzählt werden. Es ist das Ewige, das diese Botschaft mitzuteilen sucht, dass wir Quelle, Grund und Heimat unseres Daseins in Gott haben, und die eigentliche Bedeutung von "Religion", die Rückverbindung zu ihm und die Erinnerung. </p><p> </p><p style="text-align: left;">Mein Herr, lass mich dies nicht vergessen in all meinem Tun und lass mich tun, was Du mich gelehrt hast. Amen<br /></p><p style="text-align: left;"><br /></p><p style="text-align: left;"><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-91896986124957936092023-09-04T14:02:00.002-07:002023-09-04T14:02:22.580-07:00Wie der Nebel <p style="text-align: center;"><i>Ich habe deine Übertretungen getilgt wie einen Nebel und deine Sünden wie eine Wolke: Kehre um zu mir, denn ich werde dich erlösen! (Jes 44,22)</i></p><p style="text-align: center;"><i> <br /></i></p><p>So heißt es in der Tageslosung für den 5. September 2023. Gott spricht dort zu seinem Volk Israel, versichert es seiner Güte und Barmherzigkeit und ruft es zur Umkehr, ruft es zu sich: Kehre um zu mir, denn bei mir ist Erlösung!</p><p>Er spricht in einer Weise, wie es in der Bibel ganz oft geschieht: Er spricht zu einem Volk wie zu <i>einer </i>Person. Ein Mann steht für ein ganzes Volk, ein Volk wird angeredet wie <i>ein</i> Mann - das gibt es oft in den biblischen Schriften. Auf diese Weise stellen sich uns diese Texte, die göttlichen Worte in den Weg: Du bist gemeint! Es ist beides zugleich, eine Geschichte von Jenen damals und Deine Geschichte. Dadurch wird diese Trennlinie, die Jahrhunderte und Jahrtausende, die wir gerne dazwischenschieben, durchbrochen; es ist (damals wie heute) die Geschichte Gottes mit uns Menschen, mit uns, mit Dir, mit mir ... </p><p>Und? Schonmal durch den Nebel gegangen? Ich tilge deine Übertretungen wie einen Nebel, spricht Er dort durch den Propheten Jesaja. Wir kennen das alles, den Nebel, die düstere Wolkendecke, die Dunkelheit, und die Bilder passen: alles sieht anders aus. Wohlbekannte Orte tragen ein anderes Antlitz und vertraute Wege werden gespenstisch und unwirklich. Man fühlt sich getäuscht: War das so? War das hier? Ich habe das ganz anders in Erinnerung! Es müsste doch schon längst die Kreuzung kommen! Ist das der Baum? Da steht doch eigentlich ein Stromkasten ... </p><p>Gestalten, Schritte und Stimmen wirken oft bedrohlicher als im Tageslicht, der Schein der Laterne ist nicht einladend, selbst auf weiter Fläche fühlt sich alles beengt an ... </p><p>Jesajas Metapher trifft es meisterhaft, so ist es mit den Übertretungen und Sünden. Man ist wie im Nebel, man erkennt den Weg nicht mehr recht, das Vertrauen leidet enorm darunter, andere Personen sind fragwürdig, vertraute Stellen rufen Skepsis hervor, alles trügt einen, Lichter sind Irrlichter, Geister in der Dunkelheit. Alldas habe ich getilgt wie einen Nebel, sagt Er, Nebel, der sich auflöst, der dem Licht weicht und lauter bekannte und vertraute Orte und Wege freigibt. Andere Menschen werden nahbarer und wohlgesonnener, sie werden zu einer Gelegenheit, einander ins Gesicht zu sehen und zu lächeln, Lichter bedarf es keiner mehr, denn alles ist voller Tag.</p><p>Das gilt uns, das gilt Dir, das gilt mir; das gilt dem und der Einzelnen, das gilt allen, das gilt Israel, das gilt den Völkern, das gilt der Welt. Allen sei es zugerufen, damals wie heute, auf dass es ihnen zu Herzen gehen möge und sie umkehren zu Gott. <br /></p><p> <br /></p><div><br /></div><div><br /></div>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-76953691207605521262023-08-29T09:24:00.003-07:002023-09-16T05:50:49.724-07:00Gebet <p>Guter Gott, </p><p>ich möchte beten für die Jugendlichen hier bei uns, für sie, die ihre Gebete, Gedanken und Bitten an dich niedergeschrieben haben, die ihre Sorgen und Hoffnungen, ihre Anliegen und Herzen mit dir teilen; sei du bei ihnen, begegne ihnen und sprich zu ihnen in ihrem Leben, damit sie dich immer mehr kennenlernen und von dir begeistert werden. </p><p>Du kennst und liebst sie ja alle und hast alle ihre Wege in deiner Obhut; niemand von ihnen ist dir unwichtig oder gleichgültig.</p><p>Lass diese Zuversicht und dieses Vertrauen in ihren Herzen aufleuchten, wenn sie schwere Zeiten haben und sich durch Unannehmlichkeiten kämpfen müssen. </p><p>Lass sie diese Begeisterung und Liebe, die du schenken willst, entdecken und weitergeben an ihre Mitmenschen, aufdass sie Lichter in dieser Welt werden. Amen </p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-11789112307694113682023-08-09T08:57:00.002-07:002023-08-09T13:05:16.149-07:00Wie man zu Ihm kommtEin Mann ruft seinen Namen: "Jesus, hilf mir!" ... <div>Eine Frau spricht ihn gar nicht an, sondern trägt ihren Sohn zu Grabe, und Er ist es, der zu ihr kommt ...</div><div>Einer kann ihn nicht erkennen, denn ein schlechter Geist beherrscht ihn; er flucht nur und schreit, und Jesus muss erst das Schlechte überwinden, bevor er den Menschen dahinter ansprechen kann ...</div><div><br /></div><div>Eine Frau tritt still an ihn heran in der Menschenmenge, um ihn wenigstens zu berühren; es hilft ja alles nichts mehr, also was hat sie zu verlieren? ...</div><div>Ein Mann kommt heimlich zu ihm, in der Nacht, damit er nicht gesehen wird von den anderen Gelehrten. Gefährlich für seinen Ruf, aber er muss es wissen, er muss ihn sprechen: "Bist du der, auf den wir warten?"</div><div><br /></div><div>Eine Frau kommt zu ihm und übergießt ihn mit Öl wie einen König; eine stille Geste, die keine Worte braucht ... </div><div>Ein Mann ist bei ihm in der Stunde seines Todes, kann nichts mehr tun, weder Taufe noch Mission noch gute Werke oder sonst etwas, denn er hängt auch am Kreuz: "Wenn du zu deinem Vater gehst, dann denke an mich ..."</div><div><br /></div><div>Es ist ganz unterschiedlich, wie Menschen zu Ihm kamen, wie sie zu ihm kommen. Manche flehen nach dem letzten Ausweg und hätten es vielleicht nicht getan, wenn die Lage nicht so schlimm wäre. </div><div>Manche trauern einfach nur und vernehmen plötzlich seine Stimme. </div><div>Manche kommen heimlich zu ihm, stellen Fragen, wollen es ganz genau wissen und prüfen, haben vielleicht einen Ruf zu verlieren. </div><div>Manche halten einfach nur stille Andacht in seiner Gegenwart, sagen aber ansonsten nicht viel dazu, ihre Stille redet für sich selbst. </div><div>Manche denken erst auf ihrem Sterbebett an ihn und hoffen, dass er auch an sie denken möge. Wenn ja alles verloren ist, macht man keine falschen Versprechungen, entweder ist da Gnade oder nicht ...</div><div><br /></div><div>Für wen war er eigentlich da? Wer hat Anspruch auf ihn? Laut dem, was in der Bibel berichtet wird, für alle. Für sie alle war er da, ist er da. Anspruch hat keiner, sie bekommen es alle. Niemanden weist er ab, der zu ihm kommt, und wenn es nur Gedanken auf dem Sterbebett sind, nichts lässt er ungehört, nichts unbeachtet, keine Herzensregung ist ihm zu ungenügend. </div><div><br /></div><div>Herr, lass mich lernen. So möchte ich auch sein den Menschen gegenüber. </div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div><div><br /></div>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-67107313062420915642023-06-29T23:40:00.004-07:002023-08-06T14:21:52.139-07:00Eure Stimmen<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoT0K3KTi-5aOlJN-boJmrC_6aCxnFWUjMnqRGnU0Xzyrtej8ZRQSemW6U9bpazK08aDM17bn9EYFaxG0P5WidKrKfSjlST9N5xAxIZdzp6WntJJrhrbuIcJgMIgen4uy87F9que6Fa2g5Z_bmlMmUJxV7GyKz8o3qfbKj3Nh6NoB8BQ1DJOk0Zxh0J9pM/s1280/flower-g63c59b7b8_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="797" data-original-width="1280" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoT0K3KTi-5aOlJN-boJmrC_6aCxnFWUjMnqRGnU0Xzyrtej8ZRQSemW6U9bpazK08aDM17bn9EYFaxG0P5WidKrKfSjlST9N5xAxIZdzp6WntJJrhrbuIcJgMIgen4uy87F9que6Fa2g5Z_bmlMmUJxV7GyKz8o3qfbKj3Nh6NoB8BQ1DJOk0Zxh0J9pM/w386-h267/flower-g63c59b7b8_1280.jpg" width="386" /></a></div><br /><br /><p></p><p>Ich entferne mich ein bisschen vom Gelände unserer Freizeitunterkunft und gehe den Weg am Feld entlang. Alles ist ruhig um mich her, der Himmel strahlend blau, die Sonne hat jeden Winkel hier ergriffen, alles gehört dem Licht. Manchmal geht der Wind, lässt die Grashalme und das Getreide umherwiegen wie Wellen auf dem Meer; Vögel segeln knapp darüber hinweg, um Insekten zu schnappen, fließen mit dem Wind über das wogende Feld, alles tanzt miteinander im Schimmer. </p><p>Am Rand des Feldes stehen Blumen und wilde Gewächse, in denen Grillen zirpen, alles wächst hier scheinbar chaotisch und ohne Planung (wo Wind oder Tiere die Samen eben hingetragen haben), doch das Bild ist immer wunderschön, immer richtig, immer vollkommen; alles ist am richtigen Platz, da, wo es ist, nicht mit Absicht angelegt und gepflanzt wie das Feld oder die Bäume auf unserem Gelände, sondern einfach ins Leben gegeben, geboren und aufgewachsen. </p><p>Je weiter ich gehe, desto ruhiger wird es. In der Ferne höre ich euer Rufen und Lachen beim Spikeball, Reste von Gesprächen, die ihr führt, Musik, die ihr euch angemacht habt, alldas begleitet mich auf dem kleinen Spaziergang, diese Lebendigkeit und Freude, die in euch und unter euch atmet. </p><p>Der Wind nimmt eure Stimmen auf und trägt sie fort, ebenso wie meine Schritte auf dem Asphalt. Der Welt ist es egal, ob ihr da seid, egal, ob ich da bin ... Die Sorge um diese Welt, die Theo uns nahegebracht hat, ist nicht einfach nur für "die Welt", sondern sie ist für uns; die Natur kann auch ohne uns weitermachen, sie braucht uns nicht. </p><p>Der Welt ist es egal, ob ihr da seid, egal, ob ich da bin ... es ist ihr egal, was uns heimsucht oder verfolgt, egal, welche Verfehlungen uns nachjagen, wie Paul in seiner Andacht deutlich gemacht hat. <br /></p><p>Der Welt ist es egal, ob ihr da seid, egal, ob ich da bin ... "Das Leben ist dumm", hat Sarah in ihrer Andacht gesagt und erklärt, was das bedeutet. <br /></p><p>Der Welt ist es egal, ob ihr da seid, egal, ob ich da bin ... die Selbstzweifel, Ängste und Sorgen, von denen Robin gesprochen hat, sie sind ihr egal. </p><p>Der Welt, den Medien, dem Algorythmus, worüber wir gestern unter anderem in unserer Talkrunde gesprochen haben, ihnen ist es egal, ob ihr da seid, ob ich da bin ... Die Welt hat keine Augen, keine Ohren, keine Gefühle, keine Gedanken, kein Anliegen mit uns. Ob es euch gut geht, ob ihr euch wohlfühlt, euch freut, ob ihr glücklich seid, ob ihr Sorgen habt, Schmerzen oder Kummer, ob ihr jemanden vermisst oder euch nach etwas sehnt, es ist der Welt egal. </p><p>Einem aber ist es nicht egal; auch das habt ihr inzwischen auf dieser Freizeit mehrmals gehört: Dem, der euch dieses Leben geschenkt hat, ist es nicht egal, ob ihr da seid; den Menschen, mit denen du hier bist, deiner Familie und deinen Liebsten ist es nicht egal, ob du da bist oder fehlst, ob du glücklich bist oder traurig, ob du dich wohlfühlst oder bedrückt ... </p><p>Das Geheimnis des menschlichen Daseins ist Beziehung. Das Geheimnis von allem, was wir in den paar Tagen hier bereits erlebt, angesprochen und nachgedacht haben ist Beziehung. Das Geheimnis Gottes ist Beziehung. </p><p>Sei es die Sorge und Verantwortung um und für die Welt, seien es Ecken, Kanten und Fehler, oder sogar Schuld und Verletzung, seien es die Dummheiten des Lebens, seien es Zweifel, Ängste und Sorgen, sei es die enorme Masse an Nachrichten, Schlagzeilen, Skandalen und Zeitfressern, die auf dich einstürmen: das Geheimnis in alledem, die Hilfe und Heilung in alledem ist die Beziehung, der göttliche Atem in alledem ist die Beziehung.</p><p>Wir sind zueinander hin geschaffen worden, sagen wir im christlichen Glauben; wir sind nicht alleine und nur für uns selbst da, sondern füreinander. Die Stärken der einen tragen die Schwächen der anderen mit, man hilft einander lernen und verstehen, begreift, dass alle anderen Freude und Trauer, Erfolg und Verlust, Sorge und Sehnsucht, Bedürfnisse und Wünsche haben wie man selbst auch, wunderschöne Eigenschaften und auch Abgründe, Fehler und Tiefen ... ach, was wäre die Welt dann für ein Ort! So einfache Gedanken eigentlich und doch so schwer manchmal ... so schwer und so erstrebenswert. </p><p>Ich bin nur ein paar Schritte gegangen, gar nicht weit; das reicht schon aus, um solche Gedanken zu fassen, um in der Stille und im Licht diesen Schatz zu erkennen. </p><p>Es ist Zeit, zurück zu gehen ... zurück zum Geheimnis, zurück zu euch. </p><p>Gott segne euch. Amen <br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-14297628285120736322023-04-01T09:00:00.004-07:002023-04-01T09:00:54.464-07:00Meditation<p>Eine stille Vorsehung, ein heiliges Wissen, ein Gedanke? Schon vor Urzeiten hat Gott an dich gedacht heißt es ... </p><p>Eine Liebesnacht, ein Wunsch, ein Zufall vielleicht? Gelöschte Lichter, glänzende Augen in der Dämmerung, verwandelter Pulsschlag, Atemfrequenzen, Seufzer, Symphonien ... </p><p>Erwartungsvolle Zeit, Planung, Sorge, Unwissenheit, ein Geheimnis - niemand kennt dich. Das Zusammenballen der Kräfte, das Meisterwerk aus Materie und Geist, Gebilde und Naturell, Erscheinung und Wesen ... </p><p>Geburt, sofortiger Wandel vom Taucher zum Atmenden ... Schmerz und Glück ... Hier bin ich, o geliebtes Leben! Hier bin ich, dir ganz hingegeben ... </p><p>Lernen, stetiges Lernen, Begreifen und Entdecken. In Kindertagen scheint alles ewig, später scheint alles nur ein paar Atemzüge lang gewesen zu sein: Einatmen und Ausatmen, ich bin und ich verwehe ...</p><p>Suchen und Finden: Glück, Erfüllung, Freunde, Liebe, sich selbst ... Welchem Pfad folge ich? Wer bin ich? Die ganze Welt will es mir sagen, wer ich bin und wer ich zu sein habe, und die allermeisten wissen gar nichts. Unzählige Situationen und Verhältnisse nötigen unzählige Rollen auf: man lebt eben doch auch immer irgendwie für andere ... </p><p>Bewahrung. Bewahrung dessen, was niemandem gehört! Sieh genau hin, du weißt es. Hinter all den Masken schimmert eine stille Vorsehung, ein Wunsch, ein Geheimnis, ein Meisterwerk, Schmerz und Glück, Einatmen und Ausatmen ... Hier bin ich, o geliebtes Leben, ich bin und ich verwehe, ich verwehe und ich bin. </p><p> <br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-205158857370257691.post-2835843631653161142023-03-22T14:56:00.009-07:002023-11-02T04:34:37.569-07:00Man wird sich an sie erinnern!<p>Im Matthäusevangelium (Mt 26,6-13) wird berichtet, dass Jesus kurz vor seinem letzten Abendmahl mit den Jüngern, in den Ort Betanien ging und das Haus Simons des Aussätzigen besuchte. Dort hielten sie sich auf und saßen beisammen, als eine Frau dazukam und kostbares Salböl auf Jesu Kopf ausgoss. Die Jünger Jesu beschwerten sich über sie, nannten diese Geste eine Verschwendung, das teure Öl hätte gut verkauft und der Erlös den Armen gegeben werden können. Jesus widerspricht ihnen, sie sollten die Frau dafür nicht tadeln: Sie hat ein gutes Werk an mir getan, sagt er ihnen. Um arme Menschen habt ihr euch noch zur genüge zu kümmern, sie sind immer um euch. Ich aber bin nicht mehr lange bei euch, und was sie da getan hat, das hat sie zu meinem Begräbnis getan. Und wo auch immer in Zukunft das Evangelium gepredigt werden wird auf dieser Welt, da wird man sich auch an sie erinnern und an das, was sie getan hat!</p><p>Dass er bald verhaftet werden und sterben wird, hatte Jesus seinen Jüngern schon einige Male gesagt, aber das dringt nie so richtig zu ihnen durch, verständlicherweise. Jedesmal ist es, als würde er von irgendetwas anderem reden, als sei das irgendeine Metapher - wie der Tempel in Jerusalem, der abgerissen und wieder aufgebaut wird -; jedesmal ist ihnen (und auch uns Lesern) das seltsam, irgendwie weg-gerückt vom Alltag, "verklärt" nennen wir sowas. In normalen Gesprächen hat sowas nichts zu suchen, es befremdet alles und keiner kann auf solche Aussagen wirklich antworten. So ist es auch: meist antworten die Jünger darauf nicht, oder aber sie beschwichtigen oder geloben Treue und Verteidigung. Sie verstehen das nicht, und es kann ihnen kein Vorwurf deswegen gemacht werden, niemand hätte das verstanden. </p><p>Niemand bis auf die Frau dort in der Geschichte? Das wissen wir nicht. Sie tut etwas und Jesus deutet es dann aus, wofür das war; ob sie das selber wusste, bleibt unklar. Salbung hatte damals zwei Bedeutungen: Pflege und Heilung oder Königswürde. Bis heute, wenn wir von Jesus dem "Christus" sprechen, dann sprechen wir von dem "Gesalbten" (maschiach/Messias), denn nichts anderes bedeutet dieser Titel. Gesalbt wurde bei Krankheit, als Medizin, zur Pflege, oder eben um die Königswürde zu verleihen. Wollte die Frau ihn nun pflegen, heilen, balsamieren oder seine Königswürde darstellen? Jesus nimmt es als Salbung zum Begräbnis. "Meine Zeit ist nahe", heißt es ein wenig später bei Matthäus. </p><p>Jetzt sind wir hier noch zusammen, sagt er ihnen, jetzt haben wir uns noch; also lasst diese Frau das Kostbare, das sie hat, an mich verschwenden, weil sie mich liebt! Lasst sie alles verschwenden, lasst sie alles ausschütten! Lasst es zu meinem Begräbnis sein, weil ich sterben werde ... </p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgGHpXB0TOhv32XBDappAy9mynHyPRi3RYnJqzSsrqWZCLoAOKndmDDi253GQONZQwpY0N_TU7rSFBFLAYlTXj4FEdCwlyufAuBrw3y-ElBq0G-T_g1ya4Blbz_bwBa9IJtGSs_rapy3Aigxh0cU9zZ88eWaV54LXD1YCLa9VXdwuLFNfny3nbucmn7RLxa/s1280/beautiful-8234544_1280.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="785" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgGHpXB0TOhv32XBDappAy9mynHyPRi3RYnJqzSsrqWZCLoAOKndmDDi253GQONZQwpY0N_TU7rSFBFLAYlTXj4FEdCwlyufAuBrw3y-ElBq0G-T_g1ya4Blbz_bwBa9IJtGSs_rapy3Aigxh0cU9zZ88eWaV54LXD1YCLa9VXdwuLFNfny3nbucmn7RLxa/s320/beautiful-8234544_1280.jpg" width="196" /></a></div><br /><p></p><p>Der Einwand der Jünger, man hätte das Geld für das Öl als Almosen nutzen können, mag ganz edel gemeint sein (oder es mag einfach der Einwand von Männern gegen eine Frau gewesen sein); wie auch immer, manchmal gilt es zu erkennen, was gerade dran ist! Armut und Elend dieser Welt, hohe und edle Aufgaben und Projekte, wir werden sie immer haben. Doch wenn gerade die eigene Zeit dran ist, weil man krank liegt, weil man mit seinen geliebten Menschen zusammen ist, weil man sich selbst auf das vorbereiten muss, was vor einem liegt - dann muss manchmal dafür die kostbare Salbung verschwendet werden. Niemand kann sich immerfort nur für andere hergeben, das muss zum Kollaps führen. Es braucht die Zeiten, in denen man sich abwendet, um bei sich und den Seinen zu sein. Die Aufgabe, Gutes in dieser Welt zu tun, die läuft gewiss nicht davon! Wenn man sich die Quelle, aus der man schöpft, selbst verschließt, dann kann man daraus nicht mehr nehmen für den weiteren Weg. </p><p>Selbstverständlich!, mag mancher denken. Ja? Und woher die ganzen Lebenshilfen, Coachings und Therapien für "Quality Time", weitere Termine und Listen für die ganzen Termine und Listen? Manchmal braucht es jemanden, der oder die in den Kreis tritt, in die Besprechungen, Planungen und Überlegungen, der oder die das angeregte Gespräch durch stille Handlungen unterbricht und alles Kostbare in diesem heiligen Moment ausschüttet. Hier und jetzt haben wir ihn, bald wird er uns verlassen. Und man möge sich daran erinnern. <br /></p><p> </p><p> <br /></p>Simon Fischerhttp://www.blogger.com/profile/12424024754170270911noreply@blogger.com0